Tränen

Cover Foto Tränen. Mensch im Regen im Abendlicht der Stadt.

Tränen sind viel mehr
Als nur die Tropfen auf dem heißen Stein
Tränen sind der Anfang
Und das Ende vom alleine sein

Tränen sind die Chance
Und die Flucht aus der Befangenheit
Tränen wecken Ängste
Und verfluchen die Vergangenheit

Tränen sind der Schlüssel
Auf der Suche nach dem Eigenheim
Tränen sind dein Zuspruch
Und die Zuflucht in der Einsamkeit

Tränen sind die Lupe
Auf dem kleingedruckten Ich
Tränen sind die Suche
Nach der Narbe im Gesicht

Tränen bringen Farben
In die Tage ohne Licht
Tränen sind der Fahrplan
Auf der Fahrbahn ohne Sicht

Tränen sind die Sprache
Die du manchmal unterdrückst
Tränen sind die Fragen
Und die Antwort auf dein Glück

Tränen sind der Ausdruck
Deiner aufgestauten Wut
Tränen sind vergänglich
Und verlaufen in der Flut

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A place for me and mom to hide

Der Himmel war Wolkenverhangen, nur vereinzelt kamen die Sonnenstrahlen hinter den dunklen, großen Bergen der regenschweren Wolken zum Vorschein und ließen den Sand vor seinen Augen funkeln wie die Sterne des Mobiles über seinem Bett. In seinem Gedanken war er auf einer Großbaustelle. Der Bagger in seiner Hand hob gerade den Keller für das Haus aus. Es sollte ein großes Haus werden. Schön und freundlich, mit viel Platz für sie und ihn. Er hatte ja nur sie. Die anderen auf dem Spielplatz waren immer mit einem er oder einer wie ihr da. Er aber immer nur mit ihr. Wobei sie meist auch nur an der Seite stand bzw. auf einer der Bänke sahs und Rauch spie wie ein Drache aus einer seiner Rittergeschichten.

Er hoffte das er, wenn er ihr ein großes, schönes Haus bauen könne, wo sie und er Zuflucht hatten, das sie dann etwas netter wäre. Sie war so oft gereizt. Er traute sich oft schon gar nicht mehr mit ihr zu reden. Besonders wenn es dunkel wurde und sie dieses, in der Nase brennende, Wasser trank. Dann wurde sie sehr gemein und schickte ihn in sein Zimmer. Er versteckte sich dann immer unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe. In der Sicherheit der Decke im matten Schein der kleinen Taschenlampe verschwand er dann an andere Ort. Meistens zu den Familien aus dem Fernsehen. Dort wo alle immer lachten, mit einander spielten, glücklich waren und in diesen schönen Häusern wohnten. Immer diese Häuser.

Er hatte den Keller ganz vergessen. Ein wenig Sand war schon wieder in das Loch gerieselt. Unbeirrt baggerte er weiter. Sein Blick suchte sie. Wie immer stand sie an der Seite, spie rauch und redete wieder ohne ihn zu beachten. Oft schon hatte er sich gefragt ob er wieder was falsches getan hatte in so einer Situation. Aber er traute sich nicht zu fragen. Sonst wurde sie bestimmt wieder böse und er musste in sein Zimmer. Das wollte er nicht, er wollte viel lieber von ihr umarmt werden. Aber das würde sie vermutlich eh nicht. Ohne was zu sagen baggerte er weiter. Er unterdrückte wie so oft die Tränen und zog die Nase hoch.

Sie spieh immer noch rauch und schwang die Arme wie ein Greifvogel. Er baggerte immer weiter. Aber kam nicht tiefer. Immer wieder rutschte der Sand von den Seiten zurück. Egal wie schnell er baggerte, er kam nicht hinterher. Je schneller er wurde um so mehr Sand rutschte zurück. Die Bewegungen, immer verzweifelter und hektischer, wurden immer unkoordinierter. Kurz vor einem Heulkrampf kam sie auf einmal wieder und nahm ihn an der Hand und zog ihn, wieder einmal böse über ihn oder den anderen, von der Baustelle weg. Verzweifelt sah er dem Sand hinterher, der langsam das Loch für den Keller wieder füllte. Morgen würde er weiter machen. Bis er ein Versteck hatte. Für sie. Für ihn. Zum Glücklich sein.

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Open Your Eyes

In seinem Kopf legte sich ein Schalter um und versetzte ihn in einen aufnahmefähigen Zustand. Langsam blickte er durch seine schmerzerfüllten Augen, die sich durch das grelle, weiße Licht zu kleinen Schlitzen verformt hatten. Karussellartig flogen helle Farben und verschwommene Objekte an seinem Kopf vorbei. Sein Körper war stocksteif und still, doch trotzdem spürte er, dass er in Bewegung war. Um ihn herum waren Menschen und deren Stimmen zu hören, doch er war nicht in der Lage den Gesprächsverlauf zu verstehen.

Plötzlich gab es einen heftigen Ruck und er spürte, wie der Boden unter ihm auf einmal sekundenschnell wechselte. Ein männlicher Kopf mit Brille und Mundschutz beugte sich über ihn. Durch das Bewegen des Mundschutzes sah er, dass der Mann sprach, doch seine Worte waren irgendwo im hintersten Türchen seines Schädels und summten mit unverständlichen Tönen vor sich hin. Die noch funktionstüchtigen Gehirnzellen realisierten, dass er sich auf einem Operationstisch befand, umzingelt von Ärzten und deren Assistenten. Die Zeit begann still zu stehen. Alles um ihn herum verlangsamte sich, die Bewegungen der Ärzte und die Geräusche der Stimmen. Was geschah mit ihm?! Denk nach Kumpel – Was sind deine letzten Erinnerungen? Was war passiert? Was um alles in der Welt hat Dich in den jetzigen Zustand verfrachtet?

In seinem Kopf passten sich langsam viele verschiedene Puzzle-Teile aneinander und ergaben unscharfe Bilder. Da gab es diese Autofahrt mit seiner Freundin. Sie waren auf dem Weg … auf dem Weg zu einer Kunstausstellung. Zuvor erinnerte er sich an fliegende Teller, die mit einem gewaltigen Scheppern an der Wand in unzählige Scherben zersprangen. Es flogen Beleidigungen, Anschuldigungen, Entschuldigungen, … Selbst im Auto nahm der brodelnde Streit kein Ende. Mehrere Male schlug er vor Wut gegen sein Lenkrad. Er war voller Wut und Hass. Das neurotische und nervtötende Jammern und Winseln seiner Freundin hämmerte mit voller Wucht gegen seine Schläfen.

Was geschah dann? Er strengte sich krampfhaft an, die Zahnräder unter seiner Schädeldecke hatten Hochbetrieb. Der Wagen rollerte auf die Kreuzung zu und begann stehen zu bleiben. „Aber ich liebe dich doch“ waren ihre Worte. Ich blickte in ihr verheultes Gesicht, ehe sich hinter Ihr auf einmal in rasantem Tempo ein schwarzer Truck näherte. Ein kreischender Schrei, ein ohrenbetäubender Knall und – Stille –
Langsam blickte er durch seine schmerzerfüllten Augen, die sich durch das grelle, weiße Licht zu kleinen Schlitzen verformt hatten. Karussellartig flogen helle Farben und verschwommene Objekte an seinem Kopf vorbei. Sein Körper war stocksteif und still, doch trotzdem spürte er, dass er in Bewegung war. Um ihn herum waren Menschen und deren Stimmen zu hören, doch er war nicht in der Lage den Gesprächsverlauf zu verstehen.

Fast jeder Bewohner dieser Erde träumt von einem langen und gesunden Leben, doch es genügt ein Tag, eine Stunde, eine Minute, eine Sekunde der Unachtsamkeit und dein Leben wird sich um 180° verändern. Die Zeit tickt und tickt, sie wird immer weiter ticken und niemals stoppen. Es gibt keine Möglichkeit die Zeiger des kostbarsten Rohstoffes dieses Universums zurückzudrehen. Jeder neue Aufgang der Sonne ist ein Geschenk für Dich. Nutze jeden Tag aufs Neue, um den Menschen, die Dir etwas bedeuten, zu sagen, wie sehr du sie liebst oder gern hast. Denn jedes Mal, wenn du dies tust, könnte es das Letzte Mal gewesen sein.

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Buchstaben Kombinationen

Die Worte hallten in seinen Ohren, wie in einer Muschel nach. Immer und immer wieder hörte er die selben fünf Buchstabenkombinationen: “Du Arschloch, ich hasse dich!” Ein Satz wie ein Schnellzug. In einer unfassbaren Lautstärke und Energie aus dem Mund heraus geschossen, nur um danach eine Stille zu hinterlassen die intensiver nicht sein könnte. Er sah sie an. Nichts war mehr da. Weder Schmerz. Noch Trauer. Noch Verzweiflung. Selbst der Hass von dem sie gesprochen hatte existierte schon nicht mehr.

Alles was geblieben war, war ein Zustand der Egalität. Das Nichts der unendlichen Geschichte in Gefühlsform. Immer wieder atmete er ein, wollte etwas erwidern, etwas sagen, schreien, flüstern, kreischen, aber dann atmete er doch wieder nur geräuschvoll aus und sah ihr in die Augen. In dieser Stille waren Worte machtlos. Seine sonstige Waffe, schnell und findig, war von sich selbst geschlagen worden. Wie ein Rammbock waren ihre Wort durch seine Ohren in seinen Kopf vorgestoßen und hatten ihn Schachmatt gesetzt.

Er wusste von der Bewegung, bevor sie sie ausführen konnte. Wie in Zeitlupe nahm er die Drehung ihrer Beine, ihrer Hüfte und schließlich ihres ganzen Körpers wahr. Seine Gedanken kreisten um den einzigen festen Pfahl in diesem Tornado der Gefühle. Wenn sie jetzt geht, dann ist sie weg. Für immer. Unternimm was. Tu etwas. Sag etwas. Was? “Es tut mir leid!“ Sie blieb abrupt stehen. Drehte ihren Kopf noch einmal. Er sah eine einzelne Träne. “Das fällt dir jetzt ein?” Mit diesem Satz löste sich auch der letzte noch stehende Pfahl und riss ihn ins Bodenlose.

Alles was blieb war der eisige Luftzug und das Nachklingeln der Geräusche seinen eigenen Schnellzugs: “Ich verlasse dich!” Er hatte sie mit voller Wucht getroffen. Nicht sie ihn.

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