A place for me and mom to hide

Der Himmel war Wolkenverhangen, nur vereinzelt kamen die Sonnenstrahlen hinter den dunklen, großen Bergen der regenschweren Wolken zum Vorschein und ließen den Sand vor seinen Augen funkeln wie die Sterne des Mobiles über seinem Bett. In seinem Gedanken war er auf einer Großbaustelle. Der Bagger in seiner Hand hob gerade den Keller für das Haus aus. Es sollte ein großes Haus werden. Schön und freundlich, mit viel Platz für sie und ihn. Er hatte ja nur sie. Die anderen auf dem Spielplatz waren immer mit einem er oder einer wie ihr da. Er aber immer nur mit ihr. Wobei sie meist auch nur an der Seite stand bzw. auf einer der Bänke sahs und Rauch spie wie ein Drache aus einer seiner Rittergeschichten.

Er hoffte das er, wenn er ihr ein großes, schönes Haus bauen könne, wo sie und er Zuflucht hatten, das sie dann etwas netter wäre. Sie war so oft gereizt. Er traute sich oft schon gar nicht mehr mit ihr zu reden. Besonders wenn es dunkel wurde und sie dieses, in der Nase brennende, Wasser trank. Dann wurde sie sehr gemein und schickte ihn in sein Zimmer. Er versteckte sich dann immer unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe. In der Sicherheit der Decke im matten Schein der kleinen Taschenlampe verschwand er dann an andere Ort. Meistens zu den Familien aus dem Fernsehen. Dort wo alle immer lachten, mit einander spielten, glücklich waren und in diesen schönen Häusern wohnten. Immer diese Häuser.

Er hatte den Keller ganz vergessen. Ein wenig Sand war schon wieder in das Loch gerieselt. Unbeirrt baggerte er weiter. Sein Blick suchte sie. Wie immer stand sie an der Seite, spie rauch und redete wieder ohne ihn zu beachten. Oft schon hatte er sich gefragt ob er wieder was falsches getan hatte in so einer Situation. Aber er traute sich nicht zu fragen. Sonst wurde sie bestimmt wieder böse und er musste in sein Zimmer. Das wollte er nicht, er wollte viel lieber von ihr umarmt werden. Aber das würde sie vermutlich eh nicht. Ohne was zu sagen baggerte er weiter. Er unterdrückte wie so oft die Tränen und zog die Nase hoch.

Sie spieh immer noch rauch und schwang die Arme wie ein Greifvogel. Er baggerte immer weiter. Aber kam nicht tiefer. Immer wieder rutschte der Sand von den Seiten zurück. Egal wie schnell er baggerte, er kam nicht hinterher. Je schneller er wurde um so mehr Sand rutschte zurück. Die Bewegungen, immer verzweifelter und hektischer, wurden immer unkoordinierter. Kurz vor einem Heulkrampf kam sie auf einmal wieder und nahm ihn an der Hand und zog ihn, wieder einmal böse über ihn oder den anderen, von der Baustelle weg. Verzweifelt sah er dem Sand hinterher, der langsam das Loch für den Keller wieder füllte. Morgen würde er weiter machen. Bis er ein Versteck hatte. Für sie. Für ihn. Zum Glücklich sein.

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Die Bloggeschichte 2012 – Kapitel VI – Hannah K

„Das kann passieren.“, grinse ich dümmlich, sehe den Widerwillen, der sich langsam in ihre Augen schleicht und spüre, wie meine Seele zu zittern beginnt. Es ist einer dieser Momente, in denen man erkennt, dass man einem Menschen gegenüber steht, der – zumindest für eine gewisse Zeit – alles im Leben sein könnte. Und man ist dabei, es völlig zu versauen. Sowas passiert mir ständig. Ich glaube, niemand ist besser darin, perfekte Momente zu versauen, nein, schon auf dem Weg dorthin so dermaßen zu Stolpern, dass der perfekte Moment nur noch in meinem Kopf wahr werden kann, während mein Gegenüber nichts davon bemerkt. Das kann passieren. Was Dümmeres hätte mir ja kaum einfallen können.

An ihrer Körperhaltung erkenne ich, dass ich ihr suspekt bin. Nicht ganz sicher, ob sie mich als gefährlich oder ungefährlich einstufen soll, lehnt sie sich zurück, kramt in ihrer Tasche nach einem Bonbon, Kaugummi oder vielleicht auch nur nach etwas Zeit, in der Hoffnung, dass ich einfach verschwinde. Ihr Haar fällt wie ein Vorhang vor ihre blauen Augen, sanft erleuchtet von einer nahestehenden Straßenlaterne, deren Licht jeden Vorbeilaufenden in einen blassen, aus Augenringen zusammengehaltenen Zombie verwandelt – aber nicht sie. Sie bleibt schön.

„Als ich klein war, hatte ich eine Erkältung. Meine Mutter bestand darauf, dass ich einen Teller Nudelsuppe nach dem anderen esse, bis ich irgendwann im hohen Bogen auf den Boden kotzte. Sie war ziemlich sauer.“, leichthin erzählt die Schöne diese Geschichte, hält mir ein Bonbon hin und sieht mich ein wenig amüsiert an. „Deine Kotze muss wenigstens keiner wegwischen.“ In ihren Augen erkenne ich, dass sie sich entschieden hat, mich für ungefährlich zu halten. Ich sehe aber auch, dass es einiges kosten würde, mich in ihren Augen ähnlich attraktiv wirken zu lassen wie sie es in meinen war.

Mit schwitzenden Händen greife ich nach dem Bonbon, packe es aus, stecke es in den Mund und komme erst dann auf die Idee mich zu fragen, ob ein halbbetrunkener (oke, sehr betrunkener), bonbonlutschender, schwitzender und definitiv nach Kotze riechender Mann nicht noch ein wenig unattraktiver wird, wenn er nun auch noch ein Bonbon lutscht wie eine wiederkäuende Kuh.

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Sekunden einer Ewigkeit

Ich sitze auf dem Boden. Keine 3 Jahre alt – Bin nicht gut im Schätzen. Meine Augen funkeln wie übergroße Smaragde, als ich die rote Schleife meines Geschenks löse und mich ein gebrauchter, alter Teddy anstarrt. Trotz des fehlenden Auges und der am Rücken aufgeplatzten Nähte war er das schönste Geschenk von allen. Meine Mutter weint vor Glück, mein Vater begutachtet den leeren Boden seiner Schnapsflasche. Die Tür geht auf und da steht Sie – Meine Jugendliebe. Ihr rötliches Haar ist zu einem langen Zopf gebunden, ihre Sommersprossen tanzen im Schein der Sonne und ihr Lächeln lässt mich nur so dahin schmelzen. Ich nehme ihre Hand, gehe mit ihr gemeinsam durch die Tür und stehe in der Küche. Mein Vater sitzt am Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben, meine Mutter liegt auf dem Fußboden. Ihre Haut ist so weiß wie die Fliesen, auf denen sie sich befindet.

Der Lärm von Kirchenglocken lässt fast meinen Schädel zum Platzen bringen. Die Schmerzen in meinem Kopf lassen mich taumeln. Rückwärts falle ich durch den Flur und lande auf einem Stuhl. Meine Lehrerin beugt sich zu mir runter. Ihr großer Leberfleck neben der Nase wird größer und größer. Sie blickt mich hinter ihrer schmalen Brille an. Meine Wange brennt wie Feuer, die anderen Kinder lachen über meinen roten Händeabdruck in meinem Gesicht. Mir kommen die Tränen und ich stürze durch die Klassenzimmertür direkt ins Haus meiner Eltern. Der Gürtel meines Vaters schellt in der Stille der Nacht. In meiner Haut bilden sich tiefe, blutige Risse – Die Schmerzen sind unerträglich. Doch ich kann entkommen, fliehe durch seine Beine und sehe meine Freunde, die mir freudestrahlend zuwinken. Ich laufe direkt in ihre Arme, sie jubeln, trinken, feiern und ich schließe mich Ihnen an.

Ich weiß nicht wie, aber plötzlich stehe ich sturzbetrunken vor meinem Studentenzimmer. Ich öffne die Tür – Und da steht Sie. Meine Jugendliebe. Ihr rötliches Haar hat nun ein paar kleine Locken. Sie sieht in ihrem weißen Kleid wie ein wunderschöner Schneeengel aus. „Ja ich will!“ sagt sie mit lauter Stimme – Wir küssen uns und ich schließe die Augen. Das Kreischen eines Säuglings hallt durch den Raum und ich öffne sie wieder. Dieses kleine, zarte Wesen liegt in meinen Armen und nuckelt an meinem Daumen. Mir kommen die Tränen. Es ist der schönste Tag meines Lebens.

Ich lasse Frau und Kind zurück, gehe durch die Tür in mein Büro. Mein Chef spuckt Feuer und Galle, haut mehrmals mit seinen Fäusten auf meinen Schreibtisch, sodass Bilder und Aktenordner wackeln. Die Kündigung fliegt folgend durch den Briefkastenspalt meines Hauses direkt in meine Arme. Ich setze die Flasche an, der brennende Alkohol betäubt meine inneren Organe.

Ich sitze auf dem Sofa, meine Frau brüllt mir etwas an den Kopf, meine Tochter steht zitternd dahinter und weint. Ihr sonst so schön glänzendes rötliches Haar ist zerzaust und klebt an ihren Wangen, ihr rechtes Auge ist blau, ihre Nase blutrot. Das Quietschen der Reifen hört man auch noch in der Ferne.

Stille. Grelles weißes Licht. Der Film ist vorbei, das letzte Kapitel ist zu Ende. Sein Kopf rast mit einem donnernden Knall in den Nacken, ehe er mit einem dumpfen Geräusch auf dem Tisch aufschlägt. Raucht steigt aus der Mundhöhle empor, das Holz färbt sich rot, der Revolver gleitet aus seinen Fingern.

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