Bindfäden

Die Lichter der Autos zogen an ihm vorbei wie Bindfäden auf einem Webstuhl. Die Menschen um ihn herum waren nur Silhouetten einer anderen Zeit. Er nahm sie bloß schemenhaft war. Kannte sie nicht. Wollte es auch nicht. Der Mond schien fahl in sein Gesicht und ließ die warme, mit schalem Bier gefüllte Flasche in seiner Hand grün und hoffnungsvoll leuchten. Die Musik in seinen Ohren trieb ihn durch die Nacht wie Treibgut auf einem Fluss. Ohne erkennbares Ziel wurde er von einem Hindernis zum nächsten getrieben. Immer wieder wollte er stehen bleiben und durchatmen, aber die Musik peitschte ihn durch die Nacht.

Er lief scheinbar planlos, mal langsam und mal schnell, durch die Straßen und Parks seiner Stadt. Wo immer er auch stehen bleiben wollte – es war schon jemand da. Also lief er weiter und weiter. Immer vor der Musik weg und doch war sie sein ständiger Begleiter. Links. Rechts. Geradeaus. Zurück. Er folgte seinem ganz eigenen Plan. Von oben betrachtet musste es wie ein lustiges Punkte-verbinden-um-ein-Bild-zu-bekommen-Bild aussehen, dessen Name ihm partout nicht einfallen wollte. Aber für ihn machte die Route einen Sinn. Er wollte sein ganz persönliches Bild zeichnen. Ein Bild, das nur er verstehen würde. Ein Bild der Vergangenheit. Eines von der Zeit mit ihr.

Jeden Platz dieser Stadt, den er je mit ihr besucht hatte, lief er ab. In der Hoffnung, an einem von ihnen alleine mit sich, der Musik und seinen kruden Gedanken zu sein. Aber egal, wo er auch hinlief, selbst zu dieser späten Stunde waren überall Menschen. Kleinere Gruppen Studenten, die sich zum Vortrinken in den Park verirrt hatten. Pärchen, die sich das letzte Eis kaufen wollten. Und die Cafés waren wegen des lauen Sommerabends eh alle belegt. Irgendwann aber hatte er ein ruhiges Plätzchen nur für sich gefunden. Auf der Fensterbank eines modernen Bürohauses setzte er sich hin, zog eine Zigarette aus der Schachtel und trank den letzten Schluck des mittlerweile warmen Bieres. Die Musik peitsche ihn nun nicht mehr durch die Nacht, aber die Gedanken durch seinen Kopf.

Wie oft hatte er hier mit ihr gestanden. Hatte sich von ihrem Blick den Kopf verdrehen lassen und war doch zu oft alleine nach Hause gegangen. Er erinnerte sich noch an den ersten zaghaften Kuss. Hier. An diesem Ort – fünf Meter vor ihm. Jetzt stand dort anstelle von ihr und ihm nur noch eine Biotonne für den morgigen Mülldienst. Kompostiert. Ein netter Vergleich. Traf er doch irgendwie auch auf ihn zu. Zu wertvoll, um einfach weggeworfen zu werden, aber doch nicht gut genug, um dauerhaft zu bleiben. Kompostiert. Um irgendwann neu verwendet zu werden. Irgendwann. So lange würde er immer wieder hier enden. Weit nach Mitternacht vor ihrer Haustür.

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Die Bloggeschichte 2012 – Kapitel VII – Hannah Maria

Gletschereis. Es ist eines dieser ekelhaften Gletschereisbonbons, die alle so lieben, außer ich. Mein Opa kramte früher immer eines dieser Dinger aus dem hinteren Teil seines kleinen Schnapsschrankes, wenn sonst keine Süßigkeiten im Haus waren. Man musste die alten Bonbons regelrecht aus der Folie puhlen und hatte man es dann endlich geschafft, schmeckten sie nach muffigem, alten Holzschrank. Die Konsistenz vom jetzigen Bonbon lässt mich erahnen, dass auch dieses schon länger in ihrer Handtasche verweilte. Aber es war von ihr und allein das war Grund genug meinen Würgereflex zu unterdrücken. Ja, ich lutschte ein Bonbon von ihr. Von ihr? Mir fällt erst jetzt auf, dass ich sie gar nicht nach ihrem Namen gefragt habe. Scheiße, wie unhöflich.

Ich versuche meine müden Augen ein letztes Mal zu kontrollieren und meinen Kopf zu heben um sie nach ihrem Namen zu fragen. „Hey, ich Arsch hab noch gar nicht gefragt wie du heißt. Ich bin Felix.“ Sie lächelt, neigt ihren Blick erst nach unten, dann nach oben, streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr und antwortet „Noomi“. Noomi, flüstere ich leise vor mich hin und schieb dabei das Bonbon im Mund von einer Seite auf die andere.

Plötzlich spüre ich einen harten Stoß im Rücken. „He, Flix du Wichser. Ich hab dich überall gesucht. Sag mal, hast du gekotzt?“, es ist Fabian der Penner. Der hat mir gerade noch gefehlt. Er mustert Noomi von oben nach unten, bleibt mit seinen Augen an ihrem Ausschnitt hängen und äußert dabei eines seiner perversen Pfeifgeräusche. Ich stoß ihm mit den Ellbogen kräftig in die Rippen. „Ist ja schon gut, kotzender Romeo. Ich lass euch alleine.“, sagt Fabian, dreht sich um und hüpft schreiend zurück in die Disco.

„Ich glaub ich hab dich hier noch nie gesehen, kann das sein?“, sage ich mit zögernder Stimme um das Gespräch in die Gänge zu bringen. Etwas Besseres ist mir leider nicht eingefallen. Ich Dummkopf. Vielleicht hätte ich mir echt ein paar blöde Sprüche vom Fickmeister Fabian merken sollen. Naja. „Ja, das stimmt. Konntest du aber auch gar nicht. Ich bin erst vor kurzen wieder nach Deutschland gezogen. Die letzen fünf Jahre haben meine Eltern, meine beiden Brüder und ich in Stockholm gewohnt. Meine Mama ist Schwedin.“, antwortet Noomi.

Das erklärt natürlich einiges. Ihre schwedische Abstammung lässt sich nur schwer verleugnen und als sie ihren Namen gesagt hat, habe ich mir schon gedacht, dass er nach hohem Norden klingt. Toll. Eine geheimnisvolle, schöne, Unbekannte aus Stockholm. Sie ist also noch gar nicht vorbelastet und hat dann wohl auch nichts von meinem kleinen Magen und Darmzwischenfall in der Schule mitbekommen. Ich hab es aber auch mit Körperflüssigkeiten. Am besten esse ich einfach gar nichts mehr, dann kann oben schon nichts mehr rauskommen und unten dann irgendwann auch nicht mehr. Meine Gedanken schweifen ab und ich habe nicht bemerkt, dass sich ein weiteres Mädchen zu uns gestellt hat.

„Das ist Meja, meine schwedische Cousine. Sie hat gerade Ferien und wollte sich mein neues zu Hause anschauen. Meja, detta är Felix. „. Ich bringe nur ein kurzes „Hi“ raus. Eigentlich wollte ich doch mit Noomi alleine sein, aber beim Anblick von Meja, hab ich mir gleich gedacht, die wär etwas für Fabian. Meja schaut mich an, grinst und murmelt irgendetwas auf Schwedisch in Noomis Ohr. Toll, hätte ich in der Zehnten doch besser den freiwilligen Schwedischkurs belegt. Das ist jetzt die Strafe. Noomi fängt über Mejas Gemurmel an zu lachen und mir wird dabei ganz warm ums Herz. Wie schwul, aber ich glaube ich habe mich längst in sie verknallt. Das letzte Mal erging es mir so bei Nina und mit ihr war ich drei Jahre lang zusammen. Bis mein damaliger bester Kumpel Thomas sie nach einer Party flachgelegt hat. Der Pisser. Naja. Oder ist es bei Noomi nur der Alkohol? Nein, ich denke nicht.

„Du, wir gehen jetzt. Da drinnen läuft nur komische Musik und es ist auch ziemlich laut.“, sagt Noomi und dieser Satz macht mich jetzt vollkommen nervös und bringt mich ins straucheln. Wäre ich ein wirklich cooler Typ und hätte anständige Eier in der Hose, würde ich sie einfach nach ihrer Nummer fragen, oder sie gleich einfach küssen, aber das kommt wohl ohne Zähne putzen jetzt nicht so gut an. Das Gletschereisbonbon war schon eine ganze Weile aufgelutscht und so eklig ich diese Dinger auch finde, sehne ich mich nach einem weiteren um nur ansatzweise einen frischen Atem zu haben.

„Ähm, also wenn es euch nur zu laut ist, hier in der Nähe gibt es einen See. Da kann man es sich recht gut gemütlich machen. Wir gehen da oft hin, wenn es uns hier zu blöd wird. Vielleicht habt ihr ja Lust auf einen kleinen Umweg. Ich kann Fabian auch noch schnell Bescheid sagen.“

Noomi übersetzt mein Geschwafel und irgendwie find ich Schwedisch auf ein Mal ziemlich sexy. „Ok, aber nicht lang.“, willigt Noomi ein und ich greife sofort zu meinem Handy um Fabian eine Notfallsms zu schreiben. „Fabs, zwei heiße Schwedinnen wollen mit uns zum See! Beeil dich und zieh noch ne Packung Kaugummis. Gehen schon vor.“

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Bloggeschichte 2012 – Kapitel I – Mike

3 Uhr morgens. Die Bässe aus der Box ein Meter über mir erzeugen, in Verbindung mit dem Alkohol in meinem Magen, einen ziemlich rauen Seegang für die gerade aufgegessenen Pommes. Der Zustand in dem ich mich befinde ist irgendwo zwischen “Verdammt, wo ist hier eigentlich nochmal die Bar?” und “Altah, Der Hamster wohnt jetzt hier” einzuordnen. Die Hände klatschen mehr schlecht als recht zum Beat ineinander und meine Bewegungen erinnerten auch nicht mehr wirklich an Tanzen – eher an stolpern. Mühsam dränge ich mich durch die Masse an verschwitzten, alkoholisierten Jugendlichen vorbei um irgendwo auf der Tanzfläche einen halbwegs freien Platz zu finden.

Während ich also über die Tanzfläche steppe, merkt der untere Teil meines Körpers auf einmal das der obere nicht mehr hinterher will. Ich verharre. 5 Sekunden. 10 Sekunden. Mein Gehirn muss die Reize verarbeiten. In der Position sehe ich vermutlich genauso intelligent aus wie die Hilfeklammer aus Office 2000. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es meinen Körper wieder vertikal auszurichten und beginne damit die letzten fünf Sekunden zu verarbeiten, als mein Gehirn den alles entscheidenden Reiz zum zweiten Mal auslöst. Links auf der Tanzfläche, im Lichtkegel des auf halb acht hängenden Scheinwerfers und von Nebelschwaden umwoben, tanzt sie. Die Frau meiner Träume.

Inständig hoffte ich das sie mich bemerkt hatte. Dann errinerte ich mich an meine Schlangenmenschenaktion und hoffte sie hatte in dem Moment die Augen doch geschlossen gehabt und keine Notiz von mir genommen. Ich starrte. Wie sie tanzte. Arme in der Luft, die Augen mittlerweile definitiv geschlossen und immer leicht dem Beat hinterherhinkend. Aber dennoch. Perfekt. So wie es sich für dieses Lied eben gehörte. Ich gebe mich der Versuchung hin und bewege mich langsam auf sie zu. Das Adrenalin pumpt mittlerweile heftiger als das Leck von BP und der gesamte Alkohol des Abends hat für den Moment die Blutbahn verlassen.

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He don’t want the world

Die schwarzen Striche vor seinen Augen bestätigten was in seinen Gedanken schon lange Realität war. Die Zeit verging zu schnell. Sieben, acht, neun Monate. Er konnte es selbst nicht mehr genau sagen wie lange es nun wirklich her war. Die Zeit jedoch in der die Tage einzigartig waren, war schon länger her als die letzte Jahreszeit.

Partys, Cocktails, Bier und tschechische Billigzigaretten hatten seine wenigen Stunden die er pro Tag in einer Art Wachkoma verbrachte in ein gleichmäßiges, schummriges Dunkelgrau gezeichnet. Zwischenmenschliche Interaktion beschränkte sich auf die Dame an der Supermarktkasse, den Pizzaboten und den Kioskbesitzer. Alle anderen Kontakte pflegte er schon lange nicht mehr. Keiner verstand ihn. Seine Freunde hatten damals noch hin und wieder angerufen und gefragt wie es ihm geht und ihn probiert aufzubauen. Heute riefen auch sie nicht mehr an.

Der einzige konstante Begleiter war sein alter Walkman. Die Kassetten die er hörte hatte er in mühseliger Arbeit übertragen. Jedes der Lieder auf den fünf Kassetten die er immer bei sich trug, war über Wochen hin weg ausgesucht worden und spendeten ihm immer wieder diese kleinen drei Minuten Wunder und Freiheiten von denen die Toten Hosen sooft redeten. In diesen Minuten konnte er kurzzeitig die Depressionen, die Zigaretten im Aschenbecher und auch die zittrige, aufgerissene Hand vergessen die schon wieder nach der halb vollen Doppelkornflasche griff.

Als die Strahlen der Herbstsonne zum letzten Mal an diesem Tag probierten den grauen Schleier vor seinen Lidern zu durchbrechen, überkam ihn eine Gänsehaut und wie elektrisiert hob er seine zittrige Hand. Mit einer Wucht die er sich selbst schon lange nicht mehr zutraute, schmetterte er die halb volle Flasche gegen die Wand, stand auf und ging in sein Schlafzimmer. Seine Pillendose stand dort auf dem Nachttisch. Während er sich aufs Bett legte, umspielte seine Lippen zum ersten Mal seit Ewigkeiten ein kleines süffisantes Grinsen.  Würde man ihn vermissen. Er wusste es nicht. Aber er hatte auch nie die Welt gewollt. Sie ihn scheinbar auch nicht.

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[Review] Kettcar – Sylt

Die schonungslose Wahrheit über Deutschland(s Lieblingsinsel)!

Die Zeit ist gekommen. Vor drei Jahren haben wir noch mit den Spatzen und Tauben getrauert, und heute sehen, bzw. hören wir alles abgeklärter, ruhiger und gefasster aber keineswegs uninteressierter. Das Leben einiger Fans, eigentlich aller Kettcar Fans hat sich in den letzen drei Jahren weiter entwickelt und die Band selbst hat dies auch getan. Die Texte sind nicht mehr so Leid und Trauer durchtränkt wie in den Vorgänger Alben. Klar „Am Tisch“ erleben wir ein gewisses „Balu“ Feeling und auch „Hauptsache Glauben“ schiebt sich wieder ins Unterbewusstsein in diesen etwas mehr als 4 Minuten – Insgesamt aber wagt das Album mehr als die Vorgänger.

Das erste Mal von Sylt habe ich vor ca. einem Jahr erfahren und war natürlich Feuer und Flame wie das Album werden würde. Ziemlich anders als ich erwartet hatte. Das erste Lied des Albums und  auch die erste Singleauskopplung von Sylt, der Song „Graceland“, geht anders ins Ohr als man es von Kettcar gewöhnt ist. „Graceland“ groovt irgendwie, hat Biss und Feuer – ganz anders als die meisten Songs der alten LP’s. Klar, auch die hatten stärker vorwärts gehende Songs. Da wäre zum einen das berühmte „Lattenmessen“ oder auch „Ausgetrunken“. „Graceland“ jedoch hat richtig Power. Aber genau diese Power steht, für mich, im krassen Gegensatz zu der eigentlichen Aussage des Textes. Das Lied, von der Geschwindigkeit, dem Rhythmus und den ersten Versen, durchaus als Partysong zu verstehen, will eigentlich gerade diese Partystimmung durchbrechen und auf die Problematik dieser Einstellung aufmerksam machen. Graceland war Beginn und Ende von einer der „ganz großen“ Karieren in der Musikbranche. Doch trotz diesem tragischen Ende, gibt es immer noch „Millionen“ von Elvisimitatoren, die probieren diesen Lebensstil irgendwie weiterhin zu verkaufen. In den Worten von Kettcar:

Das ist Graceland Baby!//
Keiner wird erwachsen //
Die kleinen dicken Kinder auf der Suche nach Kuchen //
[…] //
Das ist Graceland Baby! //
Man ist jung oder tot. //
Nur die halbe Welt wartet auf den nächsten Hüftschwung //

Genau diesen Misstand wollen Kettcar direkt am Anfang der Platte aufdecken. Meiner Meinung nach wurde Graceland als Opener gewählt um zu zeigen wo diese Reise auf/nach Sylt hingehen wird. Nämlich genau dahin wohin sie auch auf der echten Insel gehen wird. In das verdrängte, verlangsamte und leicht behebbares Problem dargestellte Verschwinden der Insel. Hierbei steht die Insel stellvertretend für unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Genau diese Diskrepanz zwischen Realität und Verdrängung ist eins der zentralen Themen auf dem Album und indirekt, jedoch nie wirklich angesprochen, auch auf der Insel Sylt.

Diese zentrale Gesellschaftskritik fächert sich dann unter anderem in die Themen: Freundschaft und auseinander leben („Am Tisch“), 11. September/Terror („Fake for real“), Beziehungsstress/Trennung („Wir müssen das nicht tun“), Größenwahn/Realitätsferne („Graceland“) und auch dem Tod („Verraten“).

Hiervon erkennt man bei manchen Liedern sofort worum es gehen soll, bei anderen allerdings erschließt sich der Zusammenhang erst nach mehrmaligem hören und dem studieren der Lyrics. So habe ich beim ersten hören von „Fake for Real“ keine Zuordnung finden können und den Sinn komplett missverstanden. Durch das studieren der Lyrics ist mir allerdings aufgefallen, das es

Türme sind die für Jungfrauen im Himmel fallen //
und dazu ein Gefühl von dem man weiß //
das es nicht mehr in diesem Jahrzehnt verschwinden wird //

Dieses (freie) Zitat macht die Bedeutung des Liedes eigentlich ziemlich deutlich. Diese These wird auch von der schaurig schönen Melodie untermalt, welche glatt einem Horrorfilm entstammen könnte. „Fake for Real“ ist ganz klar einer der Höhepunkte von Sylt. Prädikat: Extrem Hörenswert!

Ebenfalls sehr Hörenswert ist das Lied „Am Tisch“ in dem zwei (alte Schul-) Freunde sich einmal wieder zum Essen treffen. (mit ihren Frauen, denke ich mal) Sie wahren den Schein aber in ihren Gedanken, welche man in Form des Textes vernimmt, fragen sich beide weshalb sie hier eigentlich sitzen. Sie haben sich (einstimmig) auseinander gelebt. Dem einen geht das alles zu schnell und er kommt nicht mehr mit, mit dem Leben […]. Der Songtext, welcher ein trauriges Thema besingt, wird auch hier von einer perfekt gewählten Melodie untermalt. Die Melodie verleitet die eigene Persönlichkeit fast in Depressionen, weil man einfach in dem Lied verschwindet. Das liegt zusätzlich noch daran, das zum ersten mal in der Geschichte von Kettcar ein Lied in Kooperation mit einem anderen Sänger entstanden ist und dieser in diesem auch noch zu hören ist. Dieser Sänger ist in diesem Fall „Niels Frevert“ wer mal bei „Last.fm“ guckt, der wird dort fündig, ansonsten würde ich mal „youtube.com“ vorschlagen.

Bevor ich hier jedoch jedes einzelne Lied auseinanderpflücke, will ich lieber noch ein vermutlich etwas längeres Schlusszitat verfassen.

Das Cover der Platte Sylt von KettcarAls Kettcar „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ released haben, waren viele der Meinung das dieses Album vermutlich nicht mehr zu toppen sei. Doch wenn man Sylt das erste mal hört erkennt man sofort, dass man hier ein Meisterstück der deutschsprachigen Musik in den Händen hält. Sylt reißt einen von dem ersten Moment an mit. Konsequent werden hier die Probleme der deutschen Gesellschaft aufgezeigt und analysiert. Spätestens bei „Fake for Real“ hat dann auch jeder kapiert, dass Kettcar mit diesem Album keine „Balu“s mehr erschaffen möchten sondern die wirklichen, die ernsthaften (ja ich weiß Liebesprobleme sind auch ein ernstes Thema) Probleme ansprechen möchten. Dies gelingt auch verdammt gut und zeigt einmal mehr das deutsche Sprache doch zu mehr als bloß zum Unterhalten benutzt werden kann.

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