Von Stiften und Herzen

Der Duft von dir ist schon lange aus dieser Stadt verflogen, wie die Zugvögel, die im Winter dahin fliegen, wo die Sonne länger scheint. Diese Stadt – sie trägt mittlerweile wieder grau. Schwer und wolkenverhangen verdeckt die angehende dunkle Jahreszeit ihr Antlitz in einer Tristesse aus Grautönen. Damals, als wir uns kennenlernten, hatte die Stadt sich gerade für den Sommer gerüstet. Oder für uns. Hatte die Tristesse des Winters gegen das Kaleidoskop des Frühlings getauscht und ließ für uns alles scheinbar endlos erscheinen.

Vom Frühling und der Sonne getragen, schrieben wir zaghaft die ersten Sätze unserer ganz eigenen Version dieser, sich immer wiederholenden Geschichte. Wir hatten Kitsch, Hollywood und Telenovelas zusammengeworfen und begannen aus diesem Konglomerat die Geschichte weiter zu schreiben. Du als Kurzgeschichte. Ich als Roman. Intensität traf auf Erkunden. Schnelllebigkeit gegen Innehalten. Du reduziertest auf ein Minimum, wo ich Seiten füllen wollte. Ohne es zu merken hatte ich mich einfach blind in dem Verderben der perfekten Illusion verrannt. So war es dann auch für die Leser der Geschichte nicht wirklich verwunderlich, als du auf einmal mit dem Twist „Es liegt an mir“ ein abruptes Ende fandest, wo ich noch im dritten Kapitel feststeckte.

Dann standst du wieder einmal vor mir. Unscheinbar. In deinem Lieblingskleid. Keck lächeltest du mich an und fragtest, ob ich nicht kurz Zeit hätte Kaffee zu trinken. Du warst gerade „in-between-meetings“ und konntest Ablenkung gebrauchen. Ablenkung. Das Wort rief verdammt viele gute Erinnerungen wach. Keine davon hat mit Kaffee zu tun. Aber ich willigte ein. Einerseits weil ich bei dir eh nie nein sagen konnte und andererseits haben Fußnoten noch keinem Text geschadet. Natürlich blieb es nicht bei einer Fußnote. Es wurde ein Exkurs. Ein verdammt langer Exkurs. Mein Kopf schrieb und schrieb. Selbst als du schon lange wieder in einem deiner Meetings, irgendwo in den verglasten Stockwerken über den Wolken verschwunden warst, schrieb ich noch.

Der wievielte Exkurs es war, konnte ich schon nicht mehr zählen. Auf jeden Fall waren sie zusammen weit größer als all das, was wir einmal hatten. Dennoch war da ein komisches Gefühl. Irgendwie war dieser Exkurs anders als die anderen. Sicherlich – ich schrieb über uns. Über dich. Über mich. Aber ich radierte immer öfter. War unzufrieden. Wurde wütend, weil die Geschichte nicht mehr passte wie ich sie wollte. Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, doch schaffte es immer wieder nur alleine an der Theke daran zu sitzen. Die Realität hatte mich eingeholt und machte mir unmissverständlich klar, dass die Geschichte, egal wie weit wir sie zusammen geschrieben hätten, von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.

Dieser Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest und begann zu keimen, zu blühen und sich auszubreiten. Mehr und mehr setzte er sich in meinem Kopf fest und ich schrieb immer weniger. Hörte damit auf, die Realität durch alkoholgetränkte Fantasien zu ersetzen. Schrieb irgendwann einfach nicht mehr über mich. Nicht mehr über dich. Nicht mal Exkurse. Und auch das Bisschen was ich in seltenen Stunden, zumeist am Abend, über uns schrieb, wurde weniger. Mir gingen die Ideen aus.

Bis ich eines Tages…

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StudiVZ – Eine Kopie stirbt aus!

Es muss so um das Jahr 2007 gewesen sein, als ich zum ersten Mal von StudiVZ hörte. Vorher war ich in einem kleinen sozialen Netzwerk angemeldet, welches sich bei der Nutzerakquise auf die Heimatstadt und Umgebung beschränkt hatte. Auf unserem Informationstechnik lehrenden Fachgymnasium war dieses neue, mit tausenden Funktionen gespickte, soziale Netzwerk natürlich der Shit. Ich glaub in nur einer Stunde Netzwerktechnik haben sich alle 15 Schüler meiner Klasse dort angemeldet gehabt. Nach einem Monat waren fast alle Freunde aus der Stadt und Umgebung dort angemeldet und das lokale Netzwerk wurde vergessen. Man probierte es mit einem neuen Design, einer neuen Domain und ganz viel neuen Mitarbeitern. Es half alles nichts – StudiVZ war einfach besser und innovativer. Vermutlich wiederholte sich zu diesem Zeitpunkt diese Art von Massennetzmigration in jeder größeren deutschen Stadt und StudiVZ wurde somit fast über Nacht das größte soziale Netzwerk in Deutschland.

Wir gründeten Gruppen mit lustigen Namen oder traten, wenn wir selbst zu humorbefreit waren, lustigen Gruppen bei. Ganze Schulstunden wurden damit verbracht Gruppen zu suchen, Nachrichten zu schreiben oder Freunde zu „stalken“ (sprich Profile durchlesen, Gruppen ansehen, Freunde ausfindig machen, usw…). Fotoalben wurden hochgeladen, Menschen verlinkt und wir fanden die erste Freunde die den Status als Tagebuch missbrauchten. Der ganze Spaß war nicht einmal drei Monate alt als ich mitbekam, dass StudiVZ angeblich geklaut sei. Von einer ominösen Seite namens Facebook aus Amerika – also Firefox angemacht und hingesurft. Siehe da, das Design war zur damaligen Zeit praktisch eins zu eins übernommen, nur in rot. Nach der ersten Anmeldung empfand ich StudiVZ übersichtlicher, was wohl daran lag, dass Facebook schon damals viel mit Whitespace gearbeitet hat und somit eher weniger auf farbige Ränder setzte – ganz im Gegensatz zu StudiVZ. Doch mit ein wenig Gewöhnungszeit war Facebook klar übersichtlicher und vor allem strukturierter. Bis auf die Gruppen Ansicht. Da muss man für StudiVZ eine Lanze brechen, das hat Facebook bis heute nicht vernünftig geschafft. Ich begann darauf hin meine Freunde und Kollegen zu bequatschen doch gefälligst das Netzwerk zu wechseln, da sobald Facebook einmal in Deutschland starten würde, StudiVZ eh über kurz oder lang untergehen würde.

Einige wechselten, andere meinten nur Facebook ist scheiße viel zu unübersichtlich. Zur selben Zeit brachte StudiVZ die Ableger SchülerVZ und MeinVZ heraus. MeinVZ für die Arbeitswelt. SchülerVZ für die Schulwelt. Man wollte alles abdecken und musste besonders mit dem Blick auf Minderjährige und Jugendschutz ein eigenes Netzwerk für Schüler errichten. Die Antwort von Facebook folgte dann auch relativ bald. Deutschlandstart und eine Klage wegen dem Diebstahl geistigen Eigentums.

Demnach hat das Tochterunternehmen [StudiVZ] der Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe so ziemlich alles geklaut, was man bei Facebook klauen konnte – angefangen mit der Anstups-Funktion (Poke) über die Pinnwand (Wall) bis hin zum kompletten Design.

Ob und in wie fern Facebook jetzt die Klage wirklich gewonnen hat, ist für mich irgendwann nicht mehr relevant gewesen. Kurz nachdem Deutschlandstart von Facebook begannen die Leute reihenweise zum neuen Netzwerk zu migrieren. Wie damals im Jahre 2007, als die Leute vom kleinen lokalen Netzwerk zum nationalen großen Netzwerk wechselten. Geschichte wiederholt sich. Diesmal zog man vom kleineren nationalen Netzwerk zum größeren globalen Netzwerk. Funktionsunterschiede, ein besseres (moderneres) Design und die Tatsache Applikationen (Farmville & Co) benutzen zu können, brachte StudiVZ in Zugzwang. StudiVZ reagierte mit Edelprofilen (zum aller ersten Mal zur Bundestagswahl 2009) um sich mit der präferierten Partei und später auch mit berühmten Personen bzw. Unternehmen zu verbinden. Ein nettes Gimmick, welches Facebook bereits seit Beginn als FanPages beinhaltete. Die Leute liefen immer noch in Scharen davon und StudiVZ begann zu verweisen. Das muss so um das Ende 2009 gewesen sein. Im Jahre 2011 vollzog StudiVZ ein wählbares Redesign. Alles neu, alles dynamisch aber optisch irgendwie halbgar und stark nach zusammenschustert aussehend. Bestimmt nicht wegen dem StudiVZ Redesign, aber dennoch als passende Antwort bringt Facebook im Jahre 2012 seine neue Profilansicht „Timeline“ heraus. Modern, klar, übersichtlich (schlagt mich doch dafür, ich finde die übersichtlich).

Vor ein paar Tagen dann die Meldung von Holtzbrinck: Es werden 25 der ungefähr 70 Stellen gestrichen und es soll eine Neuausrichtung der VZ-Netzwerke geschehen. Diese wurde zum Teil an diesem Montag vorgestellt. SchülerVZ, eine gute Nischenmarke (da Facebook erst Anmeldungen ab 13 Jahren erlaubt) soll umbenannt werden in Idpool.de. Zusätzlich soll es von einem reinen sozialen Netzwerke zu einer Art Lernplattform ausgebaut werden. Die Zukunft von StudiVZ und MeinVZ sind bisher ungewiss. Noch werden sie nicht geschlossen, da sie laut der Holtzbrinck-Gruppe immer noch Gewinn abwerfen und Werbepartner vollkommen zufrieden sind. Welche relevante Zielgruppe diese Werbetreiber haben ist mir zwar nicht ersichtlich, aber es scheint eine zu geben. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Besucherzahlen von StudiVZ über die letzten Jahre drastisch eingebrochen sind (siehe Grafik). Zudem hat Facebook nach inoffiziellen Studien von Werbetreibenden mittlerweile über 25 Millionen Mitglieder in Deutschland. StudiVZ dagegen ca. 5 Millionen.

Der Ciceroblogger Christian Jakubetz schreibt nun unter dem Titel „StudiVZ: Vom Leben und Sterben der Scheinriesen“ das StudiVZ nicht an mangelnder Innovation oder der schon vorhandenen Größe von Facebook gescheitert ist, sondern an der im Netz nicht vorhandenen Ressource Loyalität. „Die Herde geht dahin, wo alle sind“ Cicero 11.06.2012. Eine durchaus interessante, aber für mich falsche Annahme. Es wird hier insbesondere mit dem Untergang von MySpace & Co argumentiert, aber auch da stellt sich die Frage: Wieso sind alle weggegangen? Weil der Rest schon da (beim Neuen) war? Wie kann der Rest schon da gewesen sein, wenn das Netzwerk gerade neu ist? Jedes Netzwerk welches ein anderes Netzwerk angreifen will, braucht etwas neues, etwas was noch nie da gewesen ist. Niemand wechselt von einem Netzwerk in dem praktische alle Freunde angemeldet sind in ein praktisch (für den einzelnen) leeres Netzwerk ohne einen enormen Mehrwert darin zu sehen. Facebook bot die oben genannten Vorzüge gegenüber seinem deutschen Pendant plus den Mehrwert der internationalen Vernetzungsmöglichkeit.

Es ist demnach nicht so einfach zu behaupten, dass man vom Ende von StudiVZ auf ein mögliches (also vorhersehbares aber gerade vollkommen undenkbares) Ende von Facebook schließen könnte, da die Umstände gänzlich andere sind und Loyalität hier die wichtigste Ressource ist. Denn man ist eher in dem Netzwerk, in dem (fast) alle Freunde angemeldet sind – in diesem Falle in einem über 920 Millionen Nutzer schweren.

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100.

roadeo1

100! In Worten: Einhundert! Einhundert Beiträge habe ich nun schon verfasst auf Roadeo. Mehr Beiträge als ich jemals zu träumen gewagt hätte, als ich vor drei Jahren mit diesem Blog anfing. Klar hatte ich auch schon andere Blogs, aber dieser hier war der erste auf eigenem Server und mit eigener Domain. Hier sind nun also 100 Meinungen von mir für immer in der Datenkrake des Internets gefangen und warten nur darauf entdeckt zu werden.

Ich hatte schon ein wenig überlegt was ich zum 100. schreibe, mein erster Gedanke war es einhundert Top100 –Listen zu verlinken. War mir dann doch etwas zu stumpf. Die nächste Idee, die ich für eine lange Zeit war die einfach nur 100 Mal Einhundert zu schreiben, aber so Sinn frei sollte der Beitrag dann doch nicht werden. Schlussendlich entschied ich mich dazu das wohl sinnvollste zu tun. Hatten ja auch fast alle Blogger vor mir. Naja die Katze muss das essen selbst finden. Oder so. Fragt da mal am besten Caro. Egal. Auf jeden Fall nutze ich diesen Beitrag nun für etwas Reflexion und die Philosophie über Blogzukunft.

Das ganze Projekt hier ist vor Ewigkeiten kurz nach dem Jahreswechsel 02/03 in mienem Kopf entstanden. Damals wollte ich unbedingt noch der Weltgrößte GTA Modder werden und überhaupt ne fette Downloadbase haben. Da meine Ideen aber leider schon immer größer waren als mein Tatendrang, wurde die Seite dann auch ein voller Erfolg. Bis ins Jahr 2007 schlug ich mich dann irgendwie über Blogger, MySpace und DeviantArt Notes mehr schlecht als recht durch die Welt des Bloggens. Bis mir dann im besagten Jahr eine Domain gekauft habe.

2007 also ist der mehr oder weniger offizielle Startschuss für Roadeo.de gewesen. Damals noch auf Kilu bzw. beplaced gehostet, stammt der Name eigentlich von einem Roman, den ich immer noch entwickele. Die Seite sollte rein dem Roman dienen. So Fortsetzungsgeschichte im Netz. Wie Stadthunger. Nur anders. Tatendrang! Über mehrere Themswitches und  ähnliches hinweg, zog ich Anfang/Mitte 2008 auf einen eigenen Server und habe das Projekt dort noch einmal komplett überdacht. Ältere Beiträge gelöscht. Neues Theme (mal wieder!) und dann fing der Spaß erst richtig an.

Wie es in Zukunft weiter gehen wird ist noch nicht wirklich raus. Momentan habe ich verschiedene Überlegungen wie ich den Blog führen will. Keine ist wirklich ausgereift. Bis auf die eine. Wobei die auch nicht wirklich. Seit kurzem ist eine zweite Person hier mit beteiligt. Der erste Beitrag von ihr wird in kürze erscheinen. Worüber der handelt oder was genau sie (die Person) überhaupt als Themen behandeln wird, ist nicht klar. Lassen wir uns überraschen. Auf die nächsten 100. Danke an alle die hier regelmäßig lesen und teilweise auch schreiben!

PS: Der Feed geht wieder!

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