[Review] Egotronic – Die Natur ist dein Feind

Titel : Die Natur ist dein Feind
Künstler : Egotronic
Label : Audiolith Records
Genre : Punk/Electro
Bewertung : ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ☆ ☆ ☆ | 07/10

Die Natur ist dein Feind

Durch das fleißige Rühren der Werbetrommel von Band und Label, inklusive Dementi-Kampagne und Story zum Cover wuchs die Vorfreude nicht nur bei den Herrscherfamilien Castro und Kim stetig an (unglaublich authentische Fotos auf Facebook haben das bewiesen). Doch nun ist es endlich soweit und mit „Die Natur ist dein Feind“ erscheint das mittlerweile sechste Album der Band um Elektropunk-Urgestein Torsun Burkhardt. Die personellen Veränderungen durch den Ausstieg von Tili und Endi wurden durch Reuschi, Chrü und Kilian ausgezeichnet kompensiert, die auch für den neuen Sound der Band stehen, der sich in Richtung der klassischen Punkband mit Gitarre und echtem Schlagzeug entwickelt. Wer auf Elektrobretter à la Lustprinzip hofft wird bei diesem Album enttäuscht werden. Doch wer die Entwicklung der Band in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß dass Egotronic noch einiges mehr drauf haben. Die lieben Leute von Audiolith gaben uns die Möglichkeit schon mal in das Album reinzuhören, damit wir euch berichten können, was Torsun zusammen mit seinem langjährigen Wegbegleiter Kilian zusammen gebastelt hat.

Das Album

Zuallererst der Titel, harter Tobak! In Zeiten von Atomausstieg und Bio-Wahn soll gerade die Natur unser Feind sein? Warum beschützen wir die Drecksau denn dann wo es geht!? Spaß beiseite; Torsun hat den Titel in zahlreichen Interviews zunächst mit dem Hinweis auf seine Krankheit erklärt. Seit geraumer Zeit leidet er an einer rheumatischen Erkrankung, die es ihm teilweise nicht einmal ermöglichte sich normal zu bewegen, ohne Medikamente zu nehmen. Dies zeigt, dass die Natur auch den härtesten Raver schaffen kann. Andererseits bezieht er sich auf Naturkatastrophen, von denen sich der Mensch kaum erholen kann, auch wenn die Natur anschließend weiter ihren normalen Weg geht. Zu diesen Erklärungsansätzen kann man stehen wie man möchte, sie bilden jedoch die düstere Grundlage für das Album. Insgesamt ist dieser sechste Longplayer der Band der negativste und wütendste. Es werden jedoch auch Gefühle, wie Melancholie und Liebe angesprochen. Die Partystimmung, die frühere Werke schaffen, stellt sich zu keiner Zeit ein. Das soll sie auch gar nicht, denn bei den gesellschaftlichen Missständen und persönlichen Ängsten die thematisiert werden vergeht die Lust zu feiern ganz fix.

Musikalisch wendet sich das Album vom Elektropunk ab und bewegt sich eher in indie- und punklastigen Sphären. Böse Zungen könnten behaupten die Musik sei poppiger geworden, doch Torsun belehrt uns eines Besseren, weil Pop stinkt! Eine Steigerung durchzieht das Album, auch wenn die Qualität durchgehend hoch ist, scheinen die Songs jedoch zum Ende hin intensiver zu werden und der Elektroanteil nimmt stetig zu.

Die Lieder

Die Natur bildet den Anfang mit dem Titeltrack und begegnet uns auch zum Abschluss in dem Cover der Punkband Dackelblut; „Edwin van der Sar“ wieder, in dem in bekannter antideutscher Manier gefordert wird:

Eine Naturkatastrophe nur für Deutschland
Alles sollte hier mal endlich explodieren
Warum haben wir keinen Vulkan der kotzen muss wie ich?
Warum wird das alles blöder hier?
Eine Naturkatastrophe wie die Mauer oder so, oder 0:8 gegen Holland

Auch die Rechtsrocker von Frei.Wild bekommen im bereits vorab auf Youtube veröffentlichten „Band der Vollidioten“, unterstützt durch einen Chor bestehend aus den Toten Crackhuren im Kofferraum ihr Fett weg. Für diese Songs, die das Album abschließen, kennt und liebt man Egotronic, doch nun noch einmal zu den etwas ungewöhnlicheren Klängen auf diesem Album. In düsterer und wütender Stimmung setzt sich Torsun mit den Themen Flüchtlingspolitik („Ich will nicht rein“), Exklusion Andersdenkender („Nicht dazu gehör’n“) und genereller Unsicherheit in persönlicher und gesellschaftlicher Hinsicht auseinander. Doch auch aufbauende Worte blitzen zwischendurch auf:

„Ich sage dir: „Ich liebe dich.“ Das weißt du wohl. In dieser Nacht voll Unvernunft, bist du mein ruhiger Pol“
Song: Nocht nicht vorbei

Die Songs „Oh Oh“ und „Pop Stinkt“ zeigen, dass gute Lieder keine ausgefallenen Titel brauchen. Das dies jedoch nicht schadet, beweist der wunderbare Song „Neurosen im Garten“:

„Ich bin nicht stark, die Gedanken nicht rein, doch bist du da fühl‘ ich mich nicht mehr allein und komme klar mit den Neurosen im Garten. Ich pflück‘ dir eine und wir lachen nur.“

Der Sound

Wie bereits erwähnt ist der Sound sehr viel stärker von der klassischen Punkbesetzung geprägt, als es bei früheren Werken der Fall war. Die Abkehr vom basslastigen und C64-geprägten Sound passt jedoch sehr gut zu den düsteren und wütenden Texten, die auf dem neuen Album vorherrschen.

Fazit

Keine Liebe auf den ersten Blick, aber bei mehrmaligem Hören entdeckt man, wie facettenreich und eingängig das Album tatsächlich ist. Egotronic schaffen es mal wieder gesellschaftliche Missstände auch für Menschen außerhalb der Schrammel-Punk-Gemeinde musikalisch aufzubereiten. Wer Torsun und seine Kollegen bereits das ein oder andere Mal live bestaunen durfte, wird auch nach diesem Album schnellstmöglich zur Vorverkaufsstelle seines oder ihres Vertrauens laufen und sich ein Ticket für anstehende Shows sichern.
„Die Natur ist dein Feind“ zeigt eindrucksvoll Gründe auf fürs gemeinsame Raven wegen und gegen Deutschland!

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Wir melden uns erst wenn wir etwas sind im Leben

Das Licht war schummrig. Ich stand im halbdunklen Licht der verrosteten und zum Teil ausgefallenen Straßenlaternen, unweit der alten Schnellstraße, einige Kilometer außerhalb unseres Dorfes. Nur selten wurde die Umgebung für wenige Sekunden erleuchtet. Immer dann, wenn ein Autofahrer die falsche Abzweigung genommen hatte und jetzt nicht die neue Autobahn, sondern die alte, in die Jahre gekommene Schnellstraße mit ihren ewig vielen Schlaglöchern, befahren musste. In diesen Sekunden konnte man erahnen warum wir früher oft hier gewesen waren. Schemenhaft sah man die Jahrzehnte alten Obstbäume, die sich über die Wiesen säumten und erst kurz vor dem alten Baggersee an einem Sandstrand endeten.

Wie viele Sommer hatten wir hier jedes Wochenende verbracht? Sind zusammen in den alten, klapprigen Fiat gestiegen – mit jeder Menge schlechtem Dosenbier, löchrigen Zelten und Ravioli – um für zwei Tage die Welt anzuhalten und uns selbst zu feiern. Wir waren gerade volljährig geworden und dachten, die Welt stünde uns offen. Nur uns. Nur wir. Zusammen. Für immer. Was sollten Studium, Arbeit und Familienplanung schon unserer Freundschaft entgegensetzen können? Wir stießen an – auf Eroberungen, die letzte Party oder das vorherige Bier. Genossen es einfach nur da zu sein. Im Hier. Im Jetzt. Schoben die Planung für das danach einfach immer weiter vor uns her.

Aber irgendwann war auch das Abi geschrieben und die Ferien neigten sich dem Ende. Unsere Studienpläne ließen uns schon bald in alle Himmelsrichtungen und die hintersten Winkel des Landes ziehen, um dort Dinge zu studieren deren Existenz den anderen nicht einmal bewusst war. Wir verabredeten uns ein letztes Mal im Spätsommer an dem von uns geliebten Strand. Mit Dosenbier, löchrigen Zelten und Ravioli. Wollten noch einmal die Zeit anhalten und zurückspulen. Die Clique feiern. Unsere Witze, Visionen und Erinnerungen konservieren. Die Zukunft vergessen. Die Angst verdrängen. Ein letztes Mal Leben – vor dem Leben.

Wir versprachen uns Anrufe, Nachrichten, Besuche, sogar Briefe und halfen uns gegenseitig beim Umzug. Am Anfang noch alle, bis dann der Letzte alleine mit seiner Familie den kleinen Laster packen musste und ohne Abschiedsaufgebot unser Dorf, unsere Heimat, unser Zuhause verließ. Unsere Versprechen, so gut und ehrenhaft sie gewesen sein mögen, so offensichtlich waren sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Der Kopf verdrängt halt, was er nicht jeden Tag sieht. Ob wir das wollen oder nicht. Aus besten Freunden wurden Freunde und aus Freunden wurden Bekannte. Man sah sich auf die vom Don und Daniel proklamierten obligatorischen „Vier Getränke im Jahr“ und versprach sich die gleichen hohlen Phrasen – bis man gar nicht mehr kam oder versprach.

Jetzt, Jahre später, frage mich was aus uns geworden ist. Wann haben wir damit angefangen Erfolg über Freundschaft zu stellen und unser Zuhause über die Heimat. Während ich an dem alten Strand stehe, zum X-ten Jahrestag unseres Abschieds, genau an dem Punkt der den Anfang vom Ende markiert, muss ich erkennen dass die Schuld keinen Einzigen von uns alleine trifft. Das Leben verschiebt Prioritäten und lässt die Dinge die man nicht täglich sieht schnell in Vergessenheit geraten. Lässt uns nur erst dann wieder zu Wort kommen, wenn wir etwas geschafft haben. Nur dann ist es oft zu spät. So wie jetzt. An unserem alten Strand. Hier, im schummrigen Licht ist zwar alles wie immer. Wie früher. Konserviert. Archiviert. Nur leider auch verstaubt und vergessen.

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Von Stiften und Herzen

Der Duft von dir ist schon lange aus dieser Stadt verflogen, wie die Zugvögel, die im Winter dahin fliegen, wo die Sonne länger scheint. Diese Stadt – sie trägt mittlerweile wieder grau. Schwer und wolkenverhangen verdeckt die angehende dunkle Jahreszeit ihr Antlitz in einer Tristesse aus Grautönen. Damals, als wir uns kennenlernten, hatte die Stadt sich gerade für den Sommer gerüstet. Oder für uns. Hatte die Tristesse des Winters gegen das Kaleidoskop des Frühlings getauscht und ließ für uns alles scheinbar endlos erscheinen.

Vom Frühling und der Sonne getragen, schrieben wir zaghaft die ersten Sätze unserer ganz eigenen Version dieser, sich immer wiederholenden Geschichte. Wir hatten Kitsch, Hollywood und Telenovelas zusammengeworfen und begannen aus diesem Konglomerat die Geschichte weiter zu schreiben. Du als Kurzgeschichte. Ich als Roman. Intensität traf auf Erkunden. Schnelllebigkeit gegen Innehalten. Du reduziertest auf ein Minimum, wo ich Seiten füllen wollte. Ohne es zu merken hatte ich mich einfach blind in dem Verderben der perfekten Illusion verrannt. So war es dann auch für die Leser der Geschichte nicht wirklich verwunderlich, als du auf einmal mit dem Twist „Es liegt an mir“ ein abruptes Ende fandest, wo ich noch im dritten Kapitel feststeckte.

Dann standst du wieder einmal vor mir. Unscheinbar. In deinem Lieblingskleid. Keck lächeltest du mich an und fragtest, ob ich nicht kurz Zeit hätte Kaffee zu trinken. Du warst gerade „in-between-meetings“ und konntest Ablenkung gebrauchen. Ablenkung. Das Wort rief verdammt viele gute Erinnerungen wach. Keine davon hat mit Kaffee zu tun. Aber ich willigte ein. Einerseits weil ich bei dir eh nie nein sagen konnte und andererseits haben Fußnoten noch keinem Text geschadet. Natürlich blieb es nicht bei einer Fußnote. Es wurde ein Exkurs. Ein verdammt langer Exkurs. Mein Kopf schrieb und schrieb. Selbst als du schon lange wieder in einem deiner Meetings, irgendwo in den verglasten Stockwerken über den Wolken verschwunden warst, schrieb ich noch.

Der wievielte Exkurs es war, konnte ich schon nicht mehr zählen. Auf jeden Fall waren sie zusammen weit größer als all das, was wir einmal hatten. Dennoch war da ein komisches Gefühl. Irgendwie war dieser Exkurs anders als die anderen. Sicherlich – ich schrieb über uns. Über dich. Über mich. Aber ich radierte immer öfter. War unzufrieden. Wurde wütend, weil die Geschichte nicht mehr passte wie ich sie wollte. Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, doch schaffte es immer wieder nur alleine an der Theke daran zu sitzen. Die Realität hatte mich eingeholt und machte mir unmissverständlich klar, dass die Geschichte, egal wie weit wir sie zusammen geschrieben hätten, von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.

Dieser Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest und begann zu keimen, zu blühen und sich auszubreiten. Mehr und mehr setzte er sich in meinem Kopf fest und ich schrieb immer weniger. Hörte damit auf, die Realität durch alkoholgetränkte Fantasien zu ersetzen. Schrieb irgendwann einfach nicht mehr über mich. Nicht mehr über dich. Nicht mal Exkurse. Und auch das Bisschen was ich in seltenen Stunden, zumeist am Abend, über uns schrieb, wurde weniger. Mir gingen die Ideen aus.

Bis ich eines Tages…

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[Interview] Captain Capa

Nach den Kids of Adelaide haben wir hier das zweite Interview vom Landauer Sommer / Sommercafé für euch. Captain Capa [Homepage] [Facebook] [Soundcloud]. Ihres Zeichens unfassbar gute Musiker. Angesiedelt in der elektronischen Richtung des musikalischen Spektrums unserer Welt, verwundert es nicht, dass ihre Lieder zu einem Großteil stark nach vorne gehen. So auch ihre Live-Auftritte. Schaut euch die Jungs also am besten unbedingt auf der ganz baldig beginnenden Tour zum neuen Album an. Es lohnt sich.

Zu allererst einmal: Wie geht’s euch? Wie lief die Festival-Season?

Danke, fantastisch! Wir stecken grad mitten im Album-Promo-Rummel, aber die Festivalsaison war wirklich der Knaller. Mit befreundeten Bands im Sommer auf Festivals rumhängen – das ist schon ein bisschen die schönste Zeit im Jahr. Jetzt freuen wir uns trotzdem wieder auf unsere dunklen, miefigen Blitzlicht-Clubs im Herbst.

Ihr seit zwar schon ziemlich erfolgreich, aber es soll ja immer noch Leute geben die euch nicht kennen. Von daher stellt euch doch nochmal kurz vor.

Wir sind Hannes und Maik und machen als Captain Capa elektronische Popmusik mit Emo-Unterbau, Indie-Pathos und sonstigen Überraschungen.

Captain-Capa

Wie kamt ihr zur Musik und wo habt ihr euch kennen gelernt oder spielt ihr schon immer zusammen?

Wir kennen uns tatsächlich schon seit der Grundschule und haben mit 14, 15 zum ersten Mal zusammen in Bands gespielt. Später haben wir uns dann an elektronische Musik herangetastet und festgestellt, dass das genau das richtige für uns beide ist.

Könnt ihr noch andere Instrumente spielen, neben Gitarre und „DJ-Pult“?

Mit DJ-Kram kennen wir uns gar nicht so aus, bei uns stehen ja eher Synthesizer und Midi-Keyboards auf der Bühne. Eigentlich kann keiner von uns ein Instrument spielen, das Tastengeklimper haben wir uns ein bisschen selbst beigebracht und Maik spielt halt schon länger Gitarre. Beim Musikmachen kommt es uns eher auf gute Ideen und tolle Melodien an, als dass man irgendwas irgendwo gelernt hat und virtuos beherrscht. Wir haben uns auf dem neuen Album Foxes trotzdem ordentlich ausgetobt und mit Mini-Gitarren, Klangspielen, Kinderkeyboards oder Percussion-Kram rumgespielt.

Wie kamt ihr auf die Idee ein „DJ-Pult“ und eine E-Gitarre zusammen zu packen? Die Kombo hab ich so in der Art vorher noch nie gesehen.

Wie bereits erwähnt haben wir mit DJ-Pulten zum Glück nicht so viel am Hut. Wir produzieren hauptsächlich am Rechner mit Controllern und Synthesizern und viel Kleinkram. Auf der Bühne benutzen wir dann Synthies, Midi-Keyboards, Pad-Controller und ähnliches. Und Maiks Gitarre, natürlich.

Captain-Capa

Wieso singt ihr auf Englisch?

Bei unserem Sound geht es vor allen Dingen immer um Gefühle, die wir irgendwie rüberbringen wollen. Da war die Stimme von Anfang an in erster Linie ein weiteres Instrument, bevor es um die Botschaft in den Texten ging. All unsere Vorbilder und Einflüsse kommen außerdem aus dem englischsprachigen Sektor, weshalb das irgendwie der logische Schritt war, um genau die Art von Musik herauszubekommen, die wir machen wollten.

Wie kam es dazu, dass ihr mit Deniz Jaspersen zusammengearbeitet habt? Die Musikrichtungen sind ja doch sehr unterschiedlich.

Wir waren schon immer große Fans von Herrenmagazin. Als wir die Jungs dann 2010 auf einem gemeinsamen Festival kennen gelernt haben, haben wir uns sofort blendend verstandend, maßlos besoffen und festgestellt, dass Deniz und wir den gleichen Geschmack haben, was überkitschte Emobands der frühen 2000er angeht. Wir haben uns dann quasi sofort verabredet, einen Song zusammen zu schreiben, der genau in diese Bresche schlägt.

Ihr habt nun euer mittlerweile drittes Studioalbum (Foxes) für den 25.10.2013 angekündigt. Im Netz findet man dazu bisher nur sehr wenige Informationen, könnt ihr ein weig darüber erzählen? Soundbild, etwaige Gäste usw.?

Wir waren die letzten zwei Jahre ziemlich viel unterwegs, haben wahnsinnig viele Konzerte gespielt und unter anderem eine kleine Amerikatour aufgefahren – aus den Geschichten und Gedanken, die sich in der Zeit abgespielt haben, ist dann im Winter diesen Jahres Foxes entstanden. Die Platte ist ein ganzes Stück düsterer als ihre Vorgänger geworden, weil wir ein bisschen tiefer in uns rein geschaut haben und uns als Personen ein bisschen kritischer betrachtet haben. Soundmäßig haben wir trotz all der düsteren, melancholischen Themen eine elektronische Pop-Platte mit Ecken und Kanten aufgenommen. Wir haben uns total ausgetobt, was Experimente und merkwürdige Soundlandschaften anging, aber versucht, den Popsong als solches nicht außer Acht zu lassen. Features gibt es diesmal nicht so viele, dafür waren uns die Songs zu intim – aber wir haben einen wahnsinnigen Dance-Brecher mit Strizi von Frittenbude aufgenommen und ein paar Freunde eingeladen, um kleine Chöre einzusingen oder Gitarren einzuspielen. Wer also genau hinhört, kann Fuck Art Let’s Dance singen hören oder ein Gitarrenriff von Escapado-Seb entdecken.

Captain-Capa

Gibt es noch etwas was wir vergessen haben zu fragen oder was ihr unbedingt los werden möchtet?

Wir können euch höchstens mit offenen Armen zu unserer Tour im Herbst einladen, die am 25.10. los geht! Gerade können wir es nämlich kaum erwarten, mit den neuen Songs auf Tour zu gehen und endlich wieder durch die Clubs zu tingeln.

Wir danken euch für das Interview und wünschen euch für die anstehende Tour zum neuen Album alles Gute!

DANKE <3 <3 <3

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Wo man steht

Im fahlen Licht des Mondes lag er auf den kalten Steinen im Innenhof und atmete langsam den Rauch seiner Zigarette aus. Die Totenstille um ihn herum nahm er gar nicht wahr. Seine Kopfhörer trennten ihn von jedwedem Kontakt zur Aussenwelt. Nicht das diese um diese Uhrzeit noch irgendwas zu bieten hätte. Die Stadt schlief schon tief und fest. Nur vereinzelt kauerten an irgendwelchen Tresen in irgendwelchen verrauchten Kneipen noch die gestrandeten Seelen all jener, die wie er keinen Grund hatten eher als unbedingt nötig, nach Hause zu gehen.

Da er kein Geld mehr hatte um seine Probleme in Flüssigkeit aufzulösen, lief er ziellos durch die leeren Gassen und badete im Licht der Straßenlaternen. Dem Solarium für die Seele. Letztendlich landetet er im Vorgarten des Mehrfamilienhauses seiner WG, um dann irgendwann in den Innenhof umzuziehen, da der Rasen im Vorgarten vom Tau ganz nass war. Dort lag er dann also und rauchte. Vermutlich wollte er einfach Nachdenken und diese Steine im Innenhof schienen ihm dafür kein schlechter Platz zu sein. Nachdenken ohne nachzudenken. Die Welt Welt sein lassen und versuchen das eigene Leben zu verstehen.

Das Problem war nur, er wusste selbst nicht einmal genau warum er eigentlich dort lag, wo er lag. Er hatte einfach noch nicht in sein Zimmer gewollt. Dort war der Abend dann wirklich endgültig vorbei. Hier draußen, auf den kalten Steinen, alleine mit sich und der ruhigen, melodramatischen Musik, bestand immer noch die Möglichkeit einer Änderung der momentanen Situation. Nicht das er hätte sagen können was er würde ändern wollen, aber wenn die Änderung kommen würde, er würde sie annehmen. Es war einfach ein Gefühl in ihm, das ihm sagte, das Hier und Jetzt sei war. Wobei ihm falsch nicht als das richtige Wort erschien um die Situation zu beschreiben. Ungünstig passte wohl besser, halt einfach nicht mehr so wie es gerade war.

So blieb er liegen und überlegte wie lange er wohl noch Zeit hatte, bevor die Müllabfuhr kommen würde und die großen schwarzen Tonnen von der anderen Seite des Hofes abholen würde. Wie lange er die Nacht noch als Zuflucht aus den nicht definierbaren negativen Gedanken nutzen konnte, bevor ihn die Realität, die Welt und der nächste Tag wieder zurück bringen würden. Zurück war irgendwie das richtige Stichwort, aber eigentlich wollte er nicht zurück. Er wollte nach vorne. In die Zukunft. Dort wo das Leben wieder etwas bieten würde. Aber wohin das wusste er nicht. Wie soll man auch wissen wohin man will, wenn man nicht weiß wo man steht.

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Nur diese eine Nacht

Wir waren weder stark betrunken, noch hatten wir irgendwelche anderen Drogen genommen. Gut angeshakert trifft es wohl am Besten. Das Setting hätte im Nachhinein nicht standardmäßiger sein können. WG-Party bei dir. Einer deiner Mitbewohner hatte Geburtstag und diesen wundervollen Sommerabend dafür auserkoren das besagte Ereignis gebührend zu zelebrieren. Wie immer locker zwei Stunden zu spät, kam ich dann auch mit Geschenk in der einen und einer weiteren Flasche mittelmäßig teurem Wein in der anderen Hand bei euch an. Der Gastgeber wurde beschenkt. Ich versteckte meine Habseligkeiten in deinem Zimmer und ging nach einer kurzen Unterhaltung über die letzte Party, deine Klausuren, meine Hausarbeiten und der traurigen Tatsache das wir immer noch keinen Kaffee trinken waren, meiner Partywege. Menschen treffen. Wein trinken. Rauchen. Tanzen – über die Musik beschweren.

Je später der Abend wurde, um so leerer wurde es im Garten und auf der Terrasse. Bis nach und nach alle noch verbliebenen Partygäste ins Wohnzimmer umzogen. Ich war wie immer der Letzte. Irgendwie schaffte ich es immer genau dann mir eine Zigarette zu drehen, wenn plötzlich alle reingehen wollen. Während ich mit mir und den Sternen alleine den vom Fensterglas abgestumpften Bässen lauschte, wurden diese kurz lauter, nur um danach direkt wieder abzustumpfen. Du warst nach draußen gekommen. Vermutlich wusstest du zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich genau wie der Abend enden sollte. Ich für meinen Teil genoss es einfach nur mit dir darüber zu diskutieren wie toll es wär, wenn man per Handbewegungen Sterne verschieben könnte. Ich würde dann nämlich immer einen riesen Penis in den Himmel malen und zwar nur um Pärchen beim ersten oder zweiten Date zu ärgern. Worauf hin du lachend den Kopf geschüttelt hast und meintest, dass das wohl ein Jungending sein müsste, immer und überall ein Phallussymbol zu verbreiten.

Irgendwann war dann auch mein Glas alle und meine zweite Zigarette aufgeraucht. Es war zwar Sommer, aber nur mit T-Shirt, kurzer Hose und FlipFlops bekleidet wurde es dann doch etwas kühl an der frischen Luft. Drinnen saßen mittlerweile nur noch WG Bewohner und Partner. Aus den Untiefen irgendeines Schrankes wurden noch zwei Flaschen Wein hervorgezaubert und der übliche Partyausklangsschnak geführt. „Haben die beiden heute wirklich rumgemacht?“ „Der hat schon um eins gekotzt? Ich dachte erst um drei!“ „Warum ist Kalle eigentlich nicht gekommen?“ So ging es weiter, bis langsam die ersten Sonnenstrahlen zaghaft hinter dem Horizont hervorkamen und allgemein beschlossen wurde ins Bett, bzw in meinem Falle nach Hause, zu gehen. Während also deine Mitbewohner nebst Anhang in ihren Zimmern verschwanden, ging ich in dein Zimmer um meine Sachen zu holen.

Da du noch auf dem Klo warst, kamst du erst in dein Zimmer als ich schon praktisch alles zusammengesucht hatte. Warum auch immer mein Tascheninhalt im halben Zimmer verteilt war, aber ich war ja schließlich nicht der Einzige gewesen der seine Sachen hier abgelegt hatte. Immerhin war nichts weggekommen. Da stand ich also und wollte dich gerade zum Abschied umarmen, als du auf einmal deine Tür zumachtest und mich keck angrinstest. In dem Moment wurde mir schlagartig bewusst, wieso du öfter als üblich immer mal wieder neben mir gestanden hattest während der Party, mit mir alleine im Garten gechillt hast und im Wohnzimmer die ganze Zeit neben mir gesessen hattest, Bei dem Gedanken daran musste ich irgendwie grinsen. Fehlentscheidung. Als Antwort auf das Grinsen kamst du immer näher, nur um kurz vor meinen Lippen stehen zu bleiben. Ich konnte noch ein leises „Ich glaube das ist keine gu…“ Der Rest ging in einem Kuss, durch die wohl schönsten Lippen die ich kannte, unter.

Ein heftiges inneres Aufbäumen wollte dich eigentlich wegdrücken, aber als du mir dann noch sanft in die Unterlippe gebissen hattest, schaltete meine Großhirn endgültig ab und überließ dem Kleinhirn den Vortritt. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Es gab nur noch das Hier. Das Jetzt. Dich. Mich. Und das uns – Zum ersten Mal. Immer weiter küssend zogen wir uns langsam in der Halbdunkelheit deines Zimmers aus. Genossen es, es langsam angehen zu lassen. Uns Zeit zu lassen. Uns die Kleidung nicht direkt vom Körper zu reißen und einen schnellen Fick zu haben. Nein. Wir wussten beide in welcher Situation wir waren. Dachten nur nicht drüber nach. Ließen es einfach geschehen und erkundeten jeden Zentimeter des anderes Körpers in einer Ruhe die man nur in den kurzen Augenblicken zwischen der letzten Nacht und dem nächsten Morgen haben konnte.

Wie lange wir effektiv mit uns verbracht hatten und wie lange wir danach schweigend nebeneinander lagen, könnte keiner von uns beiden noch so genau sagen. Das einzige was sich uns beiden in den Kopf gebrannt hatte war die Stille. Die absolute Still. Nach einem Höhepunkt kommt so gut wie immer der Absturz. Das liegt in der Natur des Wortes. Aber dieser Absturz war so intensiv, das es uns beiden die Sprache verschlug. Die Tragweite der Handlung wurde uns, vermutlich aber noch eher mir als dir, erst jetzt in ihrer ganzen Intensität bewusst. Du lagst zwar in meinem Arm auf meiner Brust, aber dennoch war ich so alleine wie nie zuvor. Irgendwann konnte ich mich aus meinem Schock befreien und stand auf. „Ich glaub es ist besser ich geh jetzt!“ „Ja das glaub ich auch,….“ Den Rest des Satzes ließt du in der Luft hängen. Es musste nicht ausgesprochen werden. Wir wussten es beide. Leise damit keiner deiner Mitbewohner mitbekam das ich noch da war, öffnete ich deine Zimmertür und ging mit einem emotionslosen „Wir hören uns.“ erst in den Flur und dann aus der Wohnung hinaus in den Sommermorgen. Ohne wirklich darüber nachzudenken schlug ich automatisch den Weg zur Wohnung meiner Freundin ein.

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