Everybody hates a Tourist

Du kanntest die Stadt nicht. Sie lag irgendwo im nirgendwo dieser Republik. Sie war klein, beschaulich und manchmal hat man das Gefühl, die Zeit wäre dort stehen geblieben. Zum Beispiel wenn die Bäcker um 11 Uhr Sonntags das letzte Brötchen verkaufen oder der Tante Emma Laden an der Ecke Samstags um 18 Uhr die Türen schließt. Die Stadt, sie war für dich nie mehr als Durchschnitt. Die Menschen hier, sie waren nie mehr als Durchschnitt für dich. Aber dennoch trieb es dich hierher. Ob als Notnagel oder einzige realistische Option hast du nie gesagt. Nur das du weg wolltest. Eigentlich immer. Hast dann immer mit großen Namen von noch größeren Städten um dich geworfen. Von den Möglichkeiten, den Meltingpoints, den Konzerten und den ach so tollen Menschen dort. Spätestens im nächsten Semester wolltest du dorthin. Am liebsten aber schon morgen. Du warst wie ein Chicago von Clueso für Arme.

Wir hatten uns früh kennen gelernt. Du warst im dritten Semester, ich im ersten. Es war eine dieser Unipartys die maximal zweimal im Monat stattfanden. Schlechte Musik gepunscht mit warmem Bier. Du warst nur da, weil die Stadt ja nichts besseres zu bieten hatte. Ich mochte deine Einstellung. Denn am Anfang teilten wir die Abneigung gegen diese an einem Berghang gelegene Stadt, deren Namen nicht mal unsere Eltern kannten. Aber während ich mich arrangierte, mit der Stadt, dem Tante Emma Laden und auch dem Bäcker, warst du die, die sich immer weiter echauffierte. Du fandest alle Kommilitonen komisch. Kleingeistig und engstirnig. Zukunftsscheu und sowieso langweilig. Wer hier freiwillig herkommt, der konnte nicht interessant sein. Die interessanten Leute, die wohnten in den noch größeren Städten mit den großen Namen. Aber doch nicht hier.

Irgendwann im dritten Semester hatte ich mich mit der Stadt arrangiert. Ich liebte den Bäcker der zwar schon um 11 am Sonntag den Verkauf einstellte, dafür aber die leckerste Schwarzwälder Kirschtorte der Welt backen konnte und mir notfalls verkatert auch noch um zwölf heimlich zwei Brötchen verkaufte. Ich fand neue Freunde, eine neue Liebe und eine super Wohngemeinschaft. Während ich mein Leben in vollen Zügen genoss, warst du immer noch dabei zu lamentieren. Mittlerweile im fünften Semester, lebtest du weiterhin auf gepackten Koffern und von den Bildern aus dem Fernsehen, von den noch größeren Städten mit den großen Namen, in deiner Ein-Zimmer-Wohnung irgendwo am Stadtrand. Du brauchtest ja nicht mehr, da du eh nächstes Semester gehen würdest.

Man sah dich immer seltener in der Stadt. Wie auch. Keiner der Menschen die du hier kennen gelernt hattest wollte noch groß was mit dir zu tun haben. Das ewige Lamentieren und indirekte Beleidigen wurde jedem den du kennen lerntest irgendwann zu viel. Alle hatten am Anfang Verständnis dafür, dass einem eine Stadt nicht gefällt. Nur sollte man dann auch alles daran setzten wo anders hin zu kommen. Aber so warst du nicht. Du hast gehasst und beleidigt, aber selbst nie was dafür getan, dass sich die Situation ändern könnte. Wie ein Tourist der sich in seiner All-Inklusiv Burg einschließt, das Land außerhalb der Zäune seiner Hotelanlage hasst, aber trotzdem jedes Jahr wiederkommt.

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[Interview] Kids of Adelaide

Einer von uns wohnt ja mittlerweile in Landau. Da gibt es im Sommer immer so coole Musikfeste. Das Sommercafé an der Uni und den Landauer Sommer in der Innenstadt. Die Musik ist vielfältig und bietet insbesondere lokalen unbekannteren Bands, aber auch schon überregional bekannten Bands, die Möglichkeit neue und alte Fans zu begeistern. Die nächsten Wochen werden wir einige dieser Bands, die im Jahre 2013 aufgetreten sind, vorstellen. Freut euch drauf. Es sind sehr coole dabei. Den Anfang machen die Kids of Adelaide. Ein FolkDuo mit bereits zwei veröffentlichten Alben und einer super Live-Show. Wer sie mal sehen möchte checkt am besten den Tourplan.
So. Bevor ich jetzt alles selbst erzähle übergebe ich das Wort an die beiden.

Erst einmal – wie geht es euch?

Danke, gut.

Man kann zwar einiges über euch im Internet erfahren, aber für unsere Leser: Fasst doch nochmal bitte kurz zusammen wer ist seid und was ihr macht.

Wir sind die Kids of Adelaide und machen IndieFolk.

Seit wann macht ihr beide Musik? Könnt ihr noch andere Instrumente spielen?

Wir sind schon länger dabei was das Musik machen angeht. Wir spielen beide Mandoline, BassDrum, Fußschelle, Stromgitarre und Mundharmonika.

Kids of Adelaide live

Wir hatten uns auf dem Landauer Sommercafé kennen gelernt – wie war für euch das Konzert?

Sehr cool….wir haben uns beide gegen ein Studium entschieden um uns mit aller Kraft auf die Musik konzentrieren zu können, wenn wir dann auf einen Studentenfest ist das schon immer was ganz besonderes für uns….die gut gelaunten Studenten, immer lustig und entspannt…und hübsch.

Ihr spielt laut eurer Homepage wahnsinnig gerne als Straßenmusiker, gibt es einen Unterschied zwischen Straße und Bühne bzw. spielt man auf der Bühne anders? Gibt es auf der Straße evtl. mehr „Interaktion?“

Ja, es gibt deutlich mehr Interaktion auf der Straße. Wem es nicht gefällt der läuft weiter. Wir haben vor allem am Anfang ziemlich viel auf der Straße gespielt, um Geld zu verdienen und um LIVE aufzutreten. Man kann dort ziemlich gut testen wie ein Lied ankommt oder Variationen testen.

Seit ihr bei einem Label unterschrieben habt. Macht ihr überhaupt noch Musik auf der Straße?

Wir sind bei Green-Elephant-Records unter Vertrag. Mittlerweile haben wir so gut wie jedes Wochenende ein Konzert, da bleibt die Straße öftersmal auf der Strecke.

Was hat sich seitdem für euch verändert? Sowohl im Entstehungsprozess der Musik als auch sonst? Könnt ihr mittlerweile von der Musik leben?

Ja, wir leben noch.

Kids of Adelaide

Vielen Menschen den ich eure Musik gezeigt habe, haben relativ schnell einen Vergleich zu Mumford&Sons gezogen. Würdet ihr dem zustimmen?

In England würde man wohl eher sagen, dass wir klassisches FolkDuo sind. So wie Mumford & Sons bedienen auch wir uns an Folk Elementen. Mehrstimmiger Gesang, Percussion Elemente, Westerngitarrem, Mandoline …aber mit Mumford&Sons kann man sich schon vergleichen lassen.

Wieso sind eure Texte eigentlich auf Englisch?

Das haben wir uns auch schon gefragt. Letztendlich haben wir dann gecheckt, dass Englisch unsere musikalische Muttersprache ist.

Mit „HOME“ habt ihr mittlerweile euer zweites Album veröffentlicht. Kann man das erste „Songs For You And Me“ noch irgendwo erstehen? Bzw. plant ihr ein Re-release, evtl auch in digitaler Form?

Überraschung…

Kids of Adelaide Studio

Plant ihr schon ein drittes Album oder sind jetzt erstmal Konzerte angesagt?

Wir arbeiten ständig an neuen Songs die wir dann auch LIVE direkt testen. Sprich wir werden weiterhin Konzerte spielen, Ende des Jahres auf Tour gehen und ein neues Album wird es dann auch irgendwann geben.

Habt ihr noch irgendetwas, was ihr unbedingt sagen wollt oder was wir vergessen haben zu fragen?

Danke für das Interview.

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Bindfäden

Die Lichter der Autos zogen an ihm vorbei wie Bindfäden auf einem Webstuhl. Die Menschen um ihn herum waren nur Silhouetten einer anderen Zeit. Er nahm sie bloß schemenhaft war. Kannte sie nicht. Wollte es auch nicht. Der Mond schien fahl in sein Gesicht und ließ die warme, mit schalem Bier gefüllte Flasche in seiner Hand grün und hoffnungsvoll leuchten. Die Musik in seinen Ohren trieb ihn durch die Nacht wie Treibgut auf einem Fluss. Ohne erkennbares Ziel wurde er von einem Hindernis zum nächsten getrieben. Immer wieder wollte er stehen bleiben und durchatmen, aber die Musik peitschte ihn durch die Nacht.

Er lief scheinbar planlos, mal langsam und mal schnell, durch die Straßen und Parks seiner Stadt. Wo immer er auch stehen bleiben wollte – es war schon jemand da. Also lief er weiter und weiter. Immer vor der Musik weg und doch war sie sein ständiger Begleiter. Links. Rechts. Geradeaus. Zurück. Er folgte seinem ganz eigenen Plan. Von oben betrachtet musste es wie ein lustiges Punkte-verbinden-um-ein-Bild-zu-bekommen-Bild aussehen, dessen Name ihm partout nicht einfallen wollte. Aber für ihn machte die Route einen Sinn. Er wollte sein ganz persönliches Bild zeichnen. Ein Bild, das nur er verstehen würde. Ein Bild der Vergangenheit. Eines von der Zeit mit ihr.

Jeden Platz dieser Stadt, den er je mit ihr besucht hatte, lief er ab. In der Hoffnung, an einem von ihnen alleine mit sich, der Musik und seinen kruden Gedanken zu sein. Aber egal, wo er auch hinlief, selbst zu dieser späten Stunde waren überall Menschen. Kleinere Gruppen Studenten, die sich zum Vortrinken in den Park verirrt hatten. Pärchen, die sich das letzte Eis kaufen wollten. Und die Cafés waren wegen des lauen Sommerabends eh alle belegt. Irgendwann aber hatte er ein ruhiges Plätzchen nur für sich gefunden. Auf der Fensterbank eines modernen Bürohauses setzte er sich hin, zog eine Zigarette aus der Schachtel und trank den letzten Schluck des mittlerweile warmen Bieres. Die Musik peitsche ihn nun nicht mehr durch die Nacht, aber die Gedanken durch seinen Kopf.

Wie oft hatte er hier mit ihr gestanden. Hatte sich von ihrem Blick den Kopf verdrehen lassen und war doch zu oft alleine nach Hause gegangen. Er erinnerte sich noch an den ersten zaghaften Kuss. Hier. An diesem Ort – fünf Meter vor ihm. Jetzt stand dort anstelle von ihr und ihm nur noch eine Biotonne für den morgigen Mülldienst. Kompostiert. Ein netter Vergleich. Traf er doch irgendwie auch auf ihn zu. Zu wertvoll, um einfach weggeworfen zu werden, aber doch nicht gut genug, um dauerhaft zu bleiben. Kompostiert. Um irgendwann neu verwendet zu werden. Irgendwann. So lange würde er immer wieder hier enden. Weit nach Mitternacht vor ihrer Haustür.

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Jäger des verlorenen Schatzes

Damals hattest du immer so ein Funkeln in den Augen, wenn du etwas ganz besonders gesehen hast. Dein Mund wurde dann spitzer und deine Augen schmaler, ganz so, als würdest du etwas im Schilde führen. Aber immer ein Funkeln zwischen den Pupillen. Poeten ziehen in so einem Fall gerne den Vergleich mit Diamanten. Das ist mir in deinem Falle aber zu kitschig. Du warst nie kitschig. Eher so liebenswert einen Schritt neben der Gesellschaft. Weniger aus Überzeugung, als vielmehr wegen deines verplanten Charakters. Heute sieht man dich nur noch selten und auch das Funkeln in deinen Augen ist wie eine Anekdote aus längst vergangenen Zeiten. Eine Erinnerung. Die einst so stolze Person die ich kannte, ist heute nicht viel mehr als ein auf Grund gelaufenes Schiff, das täglich von den Wellen die gegen sie schlagen, ein Stück weiter vernichtet wird.

Dabei warst du soviel mehr. Du hast meine Welt in einer Zeit zusammen gehalten, in der nicht mal Duct Tape geholfen hätte. Du hast mir gezeigt, das – verzeihe mir den Kitsch – Traumpartner nicht eine Erfindung der Schreiberlinge aus der Stadt mit den großen Buchstaben am Berg sind, sondern wirklich existieren. Du hattest den schönsten Humor den man haben kann – meinen. Du hattest immer eine gute Flasche Wein im Haus. Da man bei einem Glas Wein einfach die besseren Gespräche führt. Du hast mir sogar Auberginen schmackhaft gemacht. Du hast mich, ganz einfach, mir ein Stück näher gebracht. Ohne es zu wollen. Du wolltest viel mehr ein dauerhaftes Funkeln zu jeder Tages und Nachtzeit in deinem Augen – und nicht nur wenn ich da bin. Du wolltest Freiheit, Spaß und Unabhängigkeit. Aber für welchen Preis.

Denn all das was ich damals sah, sehe ich heute nicht mehr. Heute sehe ich eine Person die nie wirklich richtig lacht, sondern vielmehr halbherzig einen Mundwinkel nach oben zieht. Eine Person die einen Schritt langsamer geht als früher, in der Hoffnung die Zeit würde anhalten und damit auch das Leben. Eine Person die soweit in der Mitte der Gesellschaft steht, das sie kaum noch auffällt. Eine Person die ihr eigener Schatten ist. In seltenen Momenten jedoch flackert in deinen Augen kurz ein Funkeln auf und deine alte Lebensfreude, mit der du jeden Raum in Sekunden eingenommen hast, schwabbt an die Oberfläche. Sie ist der Beweis, dass du die Hoffnung doch noch nicht ganz aufgegeben hast. Die Hoffnung, das irgendwann ein Schatzsucher dein Wrack am Strand findet und das Funkeln zurück in deine Augen bringt.

Denn in jedem Wrack steckt ein Schatz, man muss nur danach suchen. Aber niemals ein zweites Mal.

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Was am Ende bleibt

„Hast du sonst noch was bei mir?“ Die Kondome die ich extra noch gekauft und bei dir verstaut hatte, erwähne ich nicht. Glück für den Nächsten. „Nein, ich hatte nur das Ladekabel, aber das hab ich schon mitgenommen! Du?“ „Ne, ich glaube nicht.“ Stimmt, du hattest es dir hier nie wirklich gemütlich gemacht. Dafür jedes Mal deine riesen Tasche mitgeschleppt. Jeden Abend hast du deine Sachen ausgepackt und ins Bad getragen, nur um sie am nächsten morgen wieder zusammenzuraffen und zurück in deine Tasche zu werfen. Die T-Shirts die ich dir zum schlafen geliehen habe, hast du jedes Mal in den Wäschekorb geworfen. Fast so als wolltest du einfach nicht das hier irgendetwas von dir ist – auf Dauer.

„Ich würde jetzt gerne gehen.“ „Ich nicht… weil so lange wie wir hier sind, da.. da ist es noch nicht real!“ „Ich weiß, aber ich würde trotzdem gerne gehen!“ „…“ Diese letzte Verabschiedung bedeutete dann nur eins. Leere. Vier weiße Wände. Und ich. Das erdrückende Nichts aus Leere, Hitze und Schweiß das in meinem Zimmer herum wabbt, wie die Stille nach deinem letzten Satz. Der verschwindende Duft der letzten Nacht. Der Blick geht in Richtung dunkler Sternenhimmel. Leere blickt in Leere. Die Hoffnung auf Erkenntnis aus der Dunkelheit des Nichts heraus. Aber wo nichts ist, da kann auch nichts werden. Die Fragen die man stellt, sie verhallen Lichtjahre entfernt zwischen den Lichtern längst erloschener Sterne.

Mittlerweile ist sogar dein Duft – unser Duft – nur noch eine bleiche Erinnerung die irgendwo in meiner Nase verhallte und in Vergessenheit geriet. Ich weiß das es ihn gibt, aber nicht mehr wie er riecht. So wie die Plätze der Stadt langsam deine Farbe verlieren und nur noch hier und da ein blasser Schimmer, der einst so leuchtenden Kunstwerke deiner Seele, zu sehen ist, so verliert auch die Erinnerung an dich langsam immer mehr ihre Konturen und Kontraste. Ein vom Mondlicht ausgeblichenes Polaroid. Immer weniger Bilder und Gedanken erinnern an dich. Den letzte Strohhalm der mich regelmäßig an dich erinnert hat, habe ich heute entsorgt und damit auch die Möglichkeit, dass du über Nacht bleiben kannst.

Komisch dass das Erste und Einzige was du wirklich hier gelassen hast, das Letzte ist was was am Ende bleibt von dir. Deine Zahnbürste. Aber die hatte ich dir ja auch geschenkt.

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Gezwungenes Desinteresse

„Warum?“ Ich werfe dir das Wort mehr vor die Füße, als das ich dir die Frage wirklich ins Gesicht stelle. Dein Blick aber verrät mir eh schon mehr als du es jemals ausdrücken könntest. Du schluckst. „Weil. Weil..“ Der Rest deiner Aussage geht in einem Sturm meiner Gedanken unter. Ich will es gar nicht hören. Kann es nicht. Es interessiert mich nicht. Hohle Phrasen. Gesprochen um sich selbst davon zu überzeugen, dass das was man gerade tut die richtige Entscheidung ist. Selbstbetrug zum Selbsterhalt.

Durch meinen Gedankensturm dringen Worte wie „falsche Zeit“, „zu wunderbar“, „nicht verletzten wollen“. Ein sinnloses Phrasen aneinanderreihen, um einfach irgendwas zu sagen. Stille ist für dich in diesem Moment unerträglich. Dann müsstest du wirklich denken. Fühlen. Begreifen. So aber kannst du einfach reden. Wobei sprechen es hier besser trifft. Geredet haben wir in der Zeit davor. Wirklich geredet. Nicht nur ein Refugium an Smalltalkbrei gegenseitig auf uns abgelassen. Nein. Wirkliches Reden. Über das Leben. Die andere Person. Gefühle. Ängste. Hoffnungen. Schicksalsschläge und auch dunkle Geheimnisse. Wir wissen wohl mehr von uns als 99% unserer Freunde und doch kannst du gerade nicht mit mir reden. Kannst du nicht einfach schweigen und die Tatsache, die so klar vor uns steht einfach stehen lassen. Schweigen als höchste Kunst des Redens.

Ich hätte gerne nochmal mit dir geredet, auch ohne Worte, aber schon jetzt zeigen sich erste Anzeichen dessen, was wohl unvermeidlich ist in ein paar Tagen. Gezwungenes Desinteresse. Austauschen der obligatorischen Smalltalk-Floskeln. Zum Erhalt einer Freundschaft die so nicht existieren kann. Obwohl man eigentlich soviel mehr fragen würde. Zu den tausend kleinen Visionen die der andere hatte. Zu den Wünschen. Den Hoffnungen und den Ängsten. So aber drehen sich die Themen um die letzte Party, das Wetter und das allgemeine Wohlbefinden. Welches man dem anderen praktisch aus den Augen ablesen kann, wo man sich aber dennoch mit der einfacher zu akzeptierenden Lüge abspeisen lässt, Der verzweifelte Versuch durch Desinteresse, Interesse zu signalisieren. So das am Ende weniger bleibt als man es wollte. Weil man selbstbetrügerisch nicht konnte wie man wollte, obwohl man wollte was man konnte. Der Freundschafts letzter Hohn – gezwungenes Desinteresse.

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