Die Bloggeschichte 2012 – Kapitel IV – Marian

Wopwopwop. Die Menge schreit, die Stimmung ist kurz vor dem Zenit. Der DJ legt David Guetta auf. Oder so was ähnliches, es hört sich doch eh alles gleich an heutzutage. Richtiger Techno ist nicht mehr. Hier schon gar nicht, in dieser Großraumdisko. Überteuerter Eintritt, Zahlkarten zum abstreichen. Weshalb kam ich überhaupt mit? Ach ja…Fabian. Er auf seiner ewigen Jagt nach dem schnellen, leichten Fick mit 17-jährigen Schulmädchen.

Ich kämpfe mich weiter durch die Menge, weiter zu ihr, weiter gegen die unaufhaltsame Meute der Feierwütigen, stets sie im Blick. Der stetige Gedanke, sie aus diesem Höllenmoloch zu retten, mit ihr weiter durch die Nacht zu fliegen, an andere Orte. Orte, die uns beide Glücklich machen, Orte, die es wert sind, dass man sie besucht.

„I’ve had the time of my life…“ Wummswummsschredderschredder. Sie lässt ihre Augen rollen, ihre wunderschönen. Ihr Blick wandert durch die Menge, genervt, doch wunderbar. Ihr Erdbeermund lässt ein leichtes „Orrr…“ erahnen. Die nächste der dünnen Zigaretten wird entflammt, der Rauch inhaliert. Genussvoll. Mein drumherum, alles ist vergessen.

„EY, was läufst du in meinen Weg, du SPASTI?“, schreit es mir ins Ohr. Ein Hüne steht vor mir. Sein Gesicht vom Speedrausch verzogen, die Mundwinkel zucken, die Augen leer, ausdruckslos. Zeug hängt ihm noch über der Lippe. Er schielt mich an, nimmt mich nicht wahr. Hat direkt vergessen, dass ich in anrempelte. Dreht seinen Kopf, zuckt mit den Kiefermuskeln, zuckt mit dem Takt. Tanzt. Oder versucht es. Versinkt in seiner eigenen, von Drogen kreierten Zauberwelt.

Weiter, ich muss weiter. Weg von dem Speedberg, zu ihr. Doch dieser Moment, dieser eine, kleine, beschissene Moment der Ablenkung und sie ist weg. Aus meinem Blickfeld verschwunden. Ein Hauch von Panik keimt in mir auf, wie eine zärtliche Knospe. Wie eine Knospe im Frühling wird die Panik größer, als ich, jetzt schnellen Schrittes und beinahe ungestüm, durch die wobende Masse der Druffies, Tänzer und kleiner Schulmädchen wate, als bestünden sie aus sumpfigem Morast. Meine Augen schnellen von rechts nach links, von oben nach unten, diagonal, kreuz und quer. Es kann nicht sein. Ich kann sie nicht verloren haben, nicht jetzt, nicht nachdem ich beschlossen habe, sie zu retten. Uns zu retten. Das der Flug durch die Nacht nicht als einzelner Absturz sondern als gemeinsame Landung endet.

Der Ausgang. Dort war sie zuletzt. Hin, umgucken, suchen. Und verdammt noch mal finden. Finden. Der Rest ist nichtig, unwichtig, unwirklich. Es zählt nur eins. Sie und ich. Ich und sie. Unser Flug durch die Nacht.

Raus aus diesem einengendem Großraummoloch, diesem Sumpf der verlorenen Seelen. Raus, vor die Tür. Blicke nach rechts. Blicke nach links. Sie ist nicht da. Resignation, Enttäuschung, Erinnerung an die Jacke, die ich abgab. Die ich mir holen sollte, bevor ich gehe. Augen geradeaus. Dort ist sie. Sitzend, halb versteckt auf einer Bank hinter einem Baum. Alleine. Zwei, vielleicht 3 Schritte entfernt.

„Hey!“ Blau. Ihre Augen sind blau.

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Die Bloggeschichte 2012 – Kapitel III – Kevin

Mein Herz pocht unüberhörbar in meiner Brust. Just in diesem Moment war wieder einmal der Zeitpunkt eingetroffen, der sich Woche für Woche wiederholte. Den ganzen Abend lang kreise ich blicksuchend um meine Beute herum und wenn ich denke, dass der richtige Moment gekommen war entwischt sie mir oder wird von einem anderen klügerenen und stärkeren Artgenossen verspeist. Das kann es doch nicht sein. Warum passiert immer nur mir so etwas. Ich blicke ihr stocksteif nach wie sie ihre engelsgleichen Haare nach hinten wirft. Dann bleibt sie stehen, dreht sich vor dem Ausgang um, lehnt sich gegen die kalte Steinwand und zündet sich eine dünne Zigarette an. Ihre bildhübschen Augen bringen jeden Millimeter meines Körpers zum Schmelzen.

„Meine Fresse siehst du scheiße aus!“ .. Ich erschrecke als Fabian plötzlich grinsend wie aus dem Nichts neben mir erschien, in der linken Hand ein paar Damenschuhe, in der rechten die dazugehörige Besitzerin. Ihre Schminke war verlaufen, die Haare durchwuschelt und irgendwie glich sie einer verbrauchten Darstellerin aus einem schlechten Porno von meiner Festplatte. Sie mustert mich kritisch und anhand ihre Blickes konnte ich feststellen, dass ich garantiert nicht in ihrer Liga spiele. Aber ganz ehrlich?! Das war mir egal. Ich fordere Fabian auf mir schleunigst seine Karte zu geben, was er dann auch tat. Nicht ganz. Erst gab er mir zwei Mal nacheinander ein Kondom, was er wohl ziemlich amüsant fand. „Wir sehen uns später bei mir“ brülle ich ihm regelrecht durch die laute Musik entgegen und peitsche meine Beine Richtung Bar, immer im „Blickkontakt“ mit der wunderschönen Unbekannten.

„Zwei Bier! Ähm ich meine Wasser .. Nein .. halt .. streichen sie eins. Also ich will nur ein. Wasser.“ Der Barkeeper starrt mich an, als wäre ich gerade mit meinem Ufo direkt neben ihm gelandet. Er öffnet meine Flasche Wasser, stellt sie mir vor die Nase, streicht im Gegenzug auf meiner Karte den Betrag von Zwei Euro durch und widmet sich wieder seinen Gesprächspartnerinnin, die, soweit ich das einschätzen kann, auch seine beiden Töchter sein konnten. Durchaus hübsch, aber selbst für mich zu jung und ich hätte auch problemlos sein Sohn sein können. Ich nippe an der glasklaren Flasche und merke, wie zum ersten Mal an diesem Abend etwas unalkoholisches meine Speiseröhre hinunterpletschert. Ein Wohltuendes Gefühl. Durch die Menge hindurchluchsend erkenne ich, dass meine Schönheit ihre Zigarette fast komplett aufgeraucht hat, geistesabwesend ein Poster der Disco Boys anschaut und nicht bemerkt, dass ihre Asche bereits eine neue Zigarette formt.

Ich leere mein Getränk, knöpfe mein Hemd richtig zu, schüttel Arme und Beine locker und setze mich wie ein Roboter in Bewegung. Das muss ziemlich scheiße ausgesehen haben. Je näher ich ihr komme, desto verschwommener werden die Lichter und die Gesichter um mich herum. Je näher ich mich auf sie zubewege, desto wackeliger werden auf einmal wieder meine Glieder und Gesichtsmuskeln. Meine Oberlippe und meine Wangen zucken schneller als der Beat. Ich fühle mich wie in einem Drogentrip. Knallbunte Farben schlängeln sich um mich herum und mein Herz pocht lauter als das des DJ’s.

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Determinanten – Ein Fazit

Eine viel zu lange Straße / Eine viel zu kurze Nacht
und alle deine Wünsche sind doch alle längst gedacht
In den Köpfen aller Menschen / Hedonismus der sie prägt
Wir schreien nach den Werten die die Welt uns auferlegt

Der Individualismus aus der Massenproduktion
Meine ganz eigene Welt aus dem Ikeakatalog
Proletarier verneigt euch vor der Lüge die Ich bot
Ich und jeder Andere der die Wege nicht verlässt
eine Straße voller Mauern wo wir selbst die Maurer sind
Ein Leben voller bausparen, doch ich nenn es selbstbestimmt.

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Bloggeschichte 2012 – Kapitel II – Natascha

Stop! Was soll ich ihr bloß sagen? Kann ich überhaupt geradeaus sprechen? Ich mein jetzt mal ganz im Ernst, das mit dem Laufen klappt mehr schlecht als recht und ich will sie sicherlich nicht mit meinem gelalle sofort vergraulen. Außerdem sollte ich schnellstens was gegen meinen Mundfurz unternehmen. Der erste Eindruck ist ja bekanntlich der wichtigste. Unauffällig drehe ich mich also in eine andere Richtung und laufe weiter. Ich laufe planlos durch die Gegend und hoffe endlich auf Fabian zu treffen. Den Penner habe ich jetzt schon seit fast einer Stunde nicht mehr gesehen. Langsam aber sicher erinnere ich mich daran, dass er mit einer Trulla getanzt hatte und Händchenhaltend Richtung Toilette gelaufen ist. Ich wusste also ganz genau was mich erwartet und lief zur Toilette.

Die Frauentoilette war relativ voll, also konnte er nur in der Männertoilette sein. Mit leichtem grinsen kamen die meisten Männer mir schon aus der Toilette entgegen. Meine einzige Sorge war nur, dass er zumindest dieses Mal die Türe geschlossen hatte.

Ich betrat den Toilettenvorraum und schaute erst mal in den Spiegel. Das war gar nicht so einfach. Im Club war es so stickig und heiß das die Spiegel in der etwas kühleren Toilette beschlagen waren. Nachdem ich den Spiegel freigewischt hatte konnte ich mich so halbwegs im Spiegel erkennen. Ich glaube ich sah nicht wirklich ansehnlich aus. Ich schwitzte, hatte Ränder unter den Augen und meine Pupillen waren mehr Rot als Braun. Meine Aufmerksamkeit wurde schlagartig auf einer der Toilettenkabinen gelenkt. Fabian legte sich anscheinend wieder Mal ziemlich ins Zeug, das konnte keiner überhören. Zum glück war die Türe dieses Mal zu! Fuck der Typ war echt unmöglich und hatte jedes Wochenende eine neue Trulla am Start. So langsam müssten ihm doch mal die Weiber ausgehen?!?

Ich ging zur Toilettentür, hinter der sich Fabian anscheinend ziemlich amüsierte. „Fabian, komm mal raus da, ich brauch meine Karte – ich will was trinken!“ Es gab einen lauten Wums in der Kabine, wahrscheinlich hatte sich das Mädel erschrocken. Hatte sie vergessen, dass sie nicht alleine waren?! „Ich komme jetzt, gib mir noch 5 Minuten“ – „Beeil dich man!“.

Ich ging aus der Toilette und lehnte mich gegen eine Wand. Fabian soll mal schneller machen, ich brauch einen Kaugummi und will mir lieber noch schnell ein Wasser holen. Vielleicht geht es mir dann besser. Ich schloss die Augen und horchte der Musik. Mein Magen rebellierte ein wenig, alles drehte sich. Schnell Augen aufmachen sonst endet das hier noch im Desaster. Nach ein paar Sekunden konnte ich dann endlich wieder so halbwegs klar gucken und ich sah sie! Sie hatte ihre Jacke in der Hand und ging Richtung Ausgang.

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Bloggeschichte 2012 – Kapitel I – Mike

3 Uhr morgens. Die Bässe aus der Box ein Meter über mir erzeugen, in Verbindung mit dem Alkohol in meinem Magen, einen ziemlich rauen Seegang für die gerade aufgegessenen Pommes. Der Zustand in dem ich mich befinde ist irgendwo zwischen “Verdammt, wo ist hier eigentlich nochmal die Bar?” und “Altah, Der Hamster wohnt jetzt hier” einzuordnen. Die Hände klatschen mehr schlecht als recht zum Beat ineinander und meine Bewegungen erinnerten auch nicht mehr wirklich an Tanzen – eher an stolpern. Mühsam dränge ich mich durch die Masse an verschwitzten, alkoholisierten Jugendlichen vorbei um irgendwo auf der Tanzfläche einen halbwegs freien Platz zu finden.

Während ich also über die Tanzfläche steppe, merkt der untere Teil meines Körpers auf einmal das der obere nicht mehr hinterher will. Ich verharre. 5 Sekunden. 10 Sekunden. Mein Gehirn muss die Reize verarbeiten. In der Position sehe ich vermutlich genauso intelligent aus wie die Hilfeklammer aus Office 2000. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es meinen Körper wieder vertikal auszurichten und beginne damit die letzten fünf Sekunden zu verarbeiten, als mein Gehirn den alles entscheidenden Reiz zum zweiten Mal auslöst. Links auf der Tanzfläche, im Lichtkegel des auf halb acht hängenden Scheinwerfers und von Nebelschwaden umwoben, tanzt sie. Die Frau meiner Träume.

Inständig hoffte ich das sie mich bemerkt hatte. Dann errinerte ich mich an meine Schlangenmenschenaktion und hoffte sie hatte in dem Moment die Augen doch geschlossen gehabt und keine Notiz von mir genommen. Ich starrte. Wie sie tanzte. Arme in der Luft, die Augen mittlerweile definitiv geschlossen und immer leicht dem Beat hinterherhinkend. Aber dennoch. Perfekt. So wie es sich für dieses Lied eben gehörte. Ich gebe mich der Versuchung hin und bewege mich langsam auf sie zu. Das Adrenalin pumpt mittlerweile heftiger als das Leck von BP und der gesamte Alkohol des Abends hat für den Moment die Blutbahn verlassen.

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StudiVZ – Eine Kopie stirbt aus!

Es muss so um das Jahr 2007 gewesen sein, als ich zum ersten Mal von StudiVZ hörte. Vorher war ich in einem kleinen sozialen Netzwerk angemeldet, welches sich bei der Nutzerakquise auf die Heimatstadt und Umgebung beschränkt hatte. Auf unserem Informationstechnik lehrenden Fachgymnasium war dieses neue, mit tausenden Funktionen gespickte, soziale Netzwerk natürlich der Shit. Ich glaub in nur einer Stunde Netzwerktechnik haben sich alle 15 Schüler meiner Klasse dort angemeldet gehabt. Nach einem Monat waren fast alle Freunde aus der Stadt und Umgebung dort angemeldet und das lokale Netzwerk wurde vergessen. Man probierte es mit einem neuen Design, einer neuen Domain und ganz viel neuen Mitarbeitern. Es half alles nichts – StudiVZ war einfach besser und innovativer. Vermutlich wiederholte sich zu diesem Zeitpunkt diese Art von Massennetzmigration in jeder größeren deutschen Stadt und StudiVZ wurde somit fast über Nacht das größte soziale Netzwerk in Deutschland.

Wir gründeten Gruppen mit lustigen Namen oder traten, wenn wir selbst zu humorbefreit waren, lustigen Gruppen bei. Ganze Schulstunden wurden damit verbracht Gruppen zu suchen, Nachrichten zu schreiben oder Freunde zu „stalken“ (sprich Profile durchlesen, Gruppen ansehen, Freunde ausfindig machen, usw…). Fotoalben wurden hochgeladen, Menschen verlinkt und wir fanden die erste Freunde die den Status als Tagebuch missbrauchten. Der ganze Spaß war nicht einmal drei Monate alt als ich mitbekam, dass StudiVZ angeblich geklaut sei. Von einer ominösen Seite namens Facebook aus Amerika – also Firefox angemacht und hingesurft. Siehe da, das Design war zur damaligen Zeit praktisch eins zu eins übernommen, nur in rot. Nach der ersten Anmeldung empfand ich StudiVZ übersichtlicher, was wohl daran lag, dass Facebook schon damals viel mit Whitespace gearbeitet hat und somit eher weniger auf farbige Ränder setzte – ganz im Gegensatz zu StudiVZ. Doch mit ein wenig Gewöhnungszeit war Facebook klar übersichtlicher und vor allem strukturierter. Bis auf die Gruppen Ansicht. Da muss man für StudiVZ eine Lanze brechen, das hat Facebook bis heute nicht vernünftig geschafft. Ich begann darauf hin meine Freunde und Kollegen zu bequatschen doch gefälligst das Netzwerk zu wechseln, da sobald Facebook einmal in Deutschland starten würde, StudiVZ eh über kurz oder lang untergehen würde.

Einige wechselten, andere meinten nur Facebook ist scheiße viel zu unübersichtlich. Zur selben Zeit brachte StudiVZ die Ableger SchülerVZ und MeinVZ heraus. MeinVZ für die Arbeitswelt. SchülerVZ für die Schulwelt. Man wollte alles abdecken und musste besonders mit dem Blick auf Minderjährige und Jugendschutz ein eigenes Netzwerk für Schüler errichten. Die Antwort von Facebook folgte dann auch relativ bald. Deutschlandstart und eine Klage wegen dem Diebstahl geistigen Eigentums.

Demnach hat das Tochterunternehmen [StudiVZ] der Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe so ziemlich alles geklaut, was man bei Facebook klauen konnte – angefangen mit der Anstups-Funktion (Poke) über die Pinnwand (Wall) bis hin zum kompletten Design.

Ob und in wie fern Facebook jetzt die Klage wirklich gewonnen hat, ist für mich irgendwann nicht mehr relevant gewesen. Kurz nachdem Deutschlandstart von Facebook begannen die Leute reihenweise zum neuen Netzwerk zu migrieren. Wie damals im Jahre 2007, als die Leute vom kleinen lokalen Netzwerk zum nationalen großen Netzwerk wechselten. Geschichte wiederholt sich. Diesmal zog man vom kleineren nationalen Netzwerk zum größeren globalen Netzwerk. Funktionsunterschiede, ein besseres (moderneres) Design und die Tatsache Applikationen (Farmville & Co) benutzen zu können, brachte StudiVZ in Zugzwang. StudiVZ reagierte mit Edelprofilen (zum aller ersten Mal zur Bundestagswahl 2009) um sich mit der präferierten Partei und später auch mit berühmten Personen bzw. Unternehmen zu verbinden. Ein nettes Gimmick, welches Facebook bereits seit Beginn als FanPages beinhaltete. Die Leute liefen immer noch in Scharen davon und StudiVZ begann zu verweisen. Das muss so um das Ende 2009 gewesen sein. Im Jahre 2011 vollzog StudiVZ ein wählbares Redesign. Alles neu, alles dynamisch aber optisch irgendwie halbgar und stark nach zusammenschustert aussehend. Bestimmt nicht wegen dem StudiVZ Redesign, aber dennoch als passende Antwort bringt Facebook im Jahre 2012 seine neue Profilansicht „Timeline“ heraus. Modern, klar, übersichtlich (schlagt mich doch dafür, ich finde die übersichtlich).

Vor ein paar Tagen dann die Meldung von Holtzbrinck: Es werden 25 der ungefähr 70 Stellen gestrichen und es soll eine Neuausrichtung der VZ-Netzwerke geschehen. Diese wurde zum Teil an diesem Montag vorgestellt. SchülerVZ, eine gute Nischenmarke (da Facebook erst Anmeldungen ab 13 Jahren erlaubt) soll umbenannt werden in Idpool.de. Zusätzlich soll es von einem reinen sozialen Netzwerke zu einer Art Lernplattform ausgebaut werden. Die Zukunft von StudiVZ und MeinVZ sind bisher ungewiss. Noch werden sie nicht geschlossen, da sie laut der Holtzbrinck-Gruppe immer noch Gewinn abwerfen und Werbepartner vollkommen zufrieden sind. Welche relevante Zielgruppe diese Werbetreiber haben ist mir zwar nicht ersichtlich, aber es scheint eine zu geben. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Besucherzahlen von StudiVZ über die letzten Jahre drastisch eingebrochen sind (siehe Grafik). Zudem hat Facebook nach inoffiziellen Studien von Werbetreibenden mittlerweile über 25 Millionen Mitglieder in Deutschland. StudiVZ dagegen ca. 5 Millionen.

Der Ciceroblogger Christian Jakubetz schreibt nun unter dem Titel „StudiVZ: Vom Leben und Sterben der Scheinriesen“ das StudiVZ nicht an mangelnder Innovation oder der schon vorhandenen Größe von Facebook gescheitert ist, sondern an der im Netz nicht vorhandenen Ressource Loyalität. „Die Herde geht dahin, wo alle sind“ Cicero 11.06.2012. Eine durchaus interessante, aber für mich falsche Annahme. Es wird hier insbesondere mit dem Untergang von MySpace & Co argumentiert, aber auch da stellt sich die Frage: Wieso sind alle weggegangen? Weil der Rest schon da (beim Neuen) war? Wie kann der Rest schon da gewesen sein, wenn das Netzwerk gerade neu ist? Jedes Netzwerk welches ein anderes Netzwerk angreifen will, braucht etwas neues, etwas was noch nie da gewesen ist. Niemand wechselt von einem Netzwerk in dem praktische alle Freunde angemeldet sind in ein praktisch (für den einzelnen) leeres Netzwerk ohne einen enormen Mehrwert darin zu sehen. Facebook bot die oben genannten Vorzüge gegenüber seinem deutschen Pendant plus den Mehrwert der internationalen Vernetzungsmöglichkeit.

Es ist demnach nicht so einfach zu behaupten, dass man vom Ende von StudiVZ auf ein mögliches (also vorhersehbares aber gerade vollkommen undenkbares) Ende von Facebook schließen könnte, da die Umstände gänzlich andere sind und Loyalität hier die wichtigste Ressource ist. Denn man ist eher in dem Netzwerk, in dem (fast) alle Freunde angemeldet sind – in diesem Falle in einem über 920 Millionen Nutzer schweren.

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